Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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sie, daß dich die schwere Noth! Bist du es denn, das mir hier diese Unordnung angerichtet hat? Kanst du nicht die Augen aufthun, und vor dich sehen? Denkst du denn vorn Teufel! daß ich sonst nichts zu thun habe, als dir hinten nachzuräumen? Gnädig, gnädig, Madam, erwiederte die Biene, die izo das Gewirre von den Flügeln loß und bey guter Laune war: Ich verspreche mit Mund und Hand, daß ich euch nimmer wieder zu nahe kommen will. Niemals in meinem Leben bin ich so übel dran gewesen. Bestie, rief die Spinne; wäre es nicht ein alter Brauch in unserer Familie, niemals von Hause zu gehen, mit einem Feinde zu streiten, ich wollte dich andere Manieren lehren. Ey, sachte doch, sachte, versezte die Biene, sonst möchtet ihr bersten, und die Materialien verschütten, die ihr wie ich sehe, wol alle zur Reparatur euerer Burg nöthig habt. Canaille, antwortete die Spinne, du willst mich noch scheren. Mich dünkt, du dürftest doch mehr Respekt vor einer Person brauchen, welcher die ganze Welt einen so grossen Vorzug vor dir giebt. Bey meiner Treu, sprach die Biene, das ist artig; recht sehr artig: Und lassen sie mich doch wissen, Madam, ich bitte sie sehr, warum ihnen die Welt den Vorzug so weit vor mir giebt?
Hierauf bließ sich die Spinne auf, bis sie das Ansehen kriegte, wie ein alter Magister, der zum zehenden mal disputirt, und fieng an, nach aller Kunst zu argumentiren, mit dem Vorsaz sich recht unnüz zu machen, ihre Beweisthümer nur stets anzuführen, hingegen die Antworten und Einwürfe
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)