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worden, und lange Zeit mit ihnen umgegangen. Sie liebeten ihn auch von den Neuern am meisten, und er ward ihr gröster Verfechter.

So standen die Sachen, als sich eine sehr merkwürdige Begebenheit zutrug: Oben am äussersten Ende eines hohen Fensters wohnete eine Spinne, die von der unzählichen Menge Fliegen, welche sie gemordet und aufgefressen hatte, und wovon die Bälge unten im Vorhof des Pallastes zerstreuet lagen, wie etwa die Menschengebeine vor der Höle eines grausamen Riesen; bis zu der ersten Grösse aufgeschwollen war. Die Zugänge zu ihrer Burg waren mit spanischen Reutern und Pallisaden ganz nach der neuern Befestigungs-Art wol verwahret; man mußte erst durch viele Vorhöfe hindurch, ehe man mitten in die Burg hinein kam, wo sich die Commendantin selbst aufhielt; und von wannen die Fenster auf die verschiedenen Zugänge gerichtet, und die Pforten so angebracht waren, daß sie durch dieselben auf Raub so wol, als sich zu vertheidigen, Ausfälle thun konnte.

Hier hatte sie nun in Ruhe und Ueberfluß, und ohne die geringste Gefahr weder von oben für ihre eigene Person von den Schwalben, noch auch von unten für ihren Pallast von den Kehr-Besen, eine geraume Zeit gelebet; als es dem Schiksal gefiel, eine wandernde Biene herzuführen, deren die Neugierigkeit eine zerbrochene Scheibe wies, wodurch sie hinein kam, eine Zeit lang herumspazierte, und sich endlich auf ein Aussenwerk der gemeldeten Festung der Spinne niederließ. Dieses

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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)