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Hierzu kam, daß damals die Bücher noch sonst in der grösten Unordnung unter einander standen; wovon man verschiedene Ursachen angab: Einige schoben die Schuld auf die Menge des gelehrten Staubs, welchen ein schlimmer Wind von den Fächern der Neuern dem Bibliothecarius in die Augen gewehet hätte. Andere behaupteten, es hätte derselbe den selzamen Appetit gehabt, die Würmer aus den alten Scholiasten herauszuklauben, und solche frisch und lebendig zum Fruhstük herunter zu schlingen; da sich denn einige in die Milz herunter gelassen, andere aber in sein Gehirn aufgekrochen, und in beyden Theilen grosse Verwirrung angerichtet hätten. Endlich gaben auch einige vor, weil er stets im Finstern in der Bibliothek herumzugehen pflegte, so hätte er sich gar nicht mehr zu orientiren gewußt; und daher wäre es sehr möglich gewesen, daß er bey Wiederhinsezung der Bücher einen Irrtum begangen, und den Cartes z. E. neben den Aristoteles hingestellet hätte. Der gute Plato hatte seinen Plaz zwischen Hobbes und den sieben Weisen bekommen, und Virgil ward auf der einen Seite von Dryden, und auf der andern von Whiters[WS 1] gepreßt.

Inzwischen wehleten die Bücher, welche die Partey der Neuern hielten, eines aus ihrem Mittel, dem sie auftrugen, die ganze Bibliothek zu durchgehen, die Anzal und Stärke ihrer Freunde zu untersuchen, und ihre Sachen gehörig anzuordnen. Dieser Abgesandte richtete alles aufs Fleissigste aus, und brachte ein Verzeichniß mit sich

  1. George Wither (1588–1667) puritanischer Satiriker und Dichter.
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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)