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Meynung, daß, wo einige Theile an dem obern Leib des Menschen, als Nase, Ohren etc. merklich hervorragen, solches alsdenn sich ordentlich an den untern Gliedmaßen auch also befinde. Daher drängten sich in den damaligen heiligen Zeiten die Mannspersonen, je nachdem sie begabet waren, in allen Zusammenkünften hervor, ihre Ohren und zugleich die Revier wo sie standen, rechtschaffen sehen zu lassen, weil [1] Hippocrates sagt, daß eine Mannsperson welcher man die Ader hinter den Ohren zerschnitten, hiedurch untüchtig würde. Und das Frauenzimmer wollte alsdenn eben nicht zu hinterst stehen, sie zu sehen, und sich dadurch erbauen zu lassen. Diejenigen, welche bereits dabey gewesen waren, beobachteten dieselben vornemlich; in Hofnung, daß sie durch diese genaue Betrachtung Kinder von gleicher Art bekommen würden. Andere, die noch Candidatae Benevolentiae waren, konnten hier auswehlen, wie sie nur verlangten; und allemal entschlossen sie sich für den, der die grösten Ohren hatte sehen lassen, damit das Geschlecht nicht auslöschen möchte. Die andächtigen Schwestern aber, welche eine jede mehr als gemeine Grösse dieser Gliedmassen, für den Ausbruch eines frommen Eifers, oder für geistliche Excrescenzen ansahen, verehreten die Häupter welche damit versehen waren, nicht anders als wären diese Ohren deutliche Kennzeichen der Gnade. Eine Ehre, welche besonders dem Prediger wiederfuhr, als bey welchem sie insgemein von der ersten Grösse waren, und der es deswegen niemals


  1. Lib. de aere, locis & aquis.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)