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Es ist daher sehr wol gethan, wenn wir die Maximen unserer Altfodern mit einiger Absicht auf die Zeiten und Personen lesen. Denn wenn wir die alten Geschichtbücher durchgehen, so werden wir finden, daß wol keine Veränderungen so groß gewesen, und so oft vorgefallen, als die welche die menschlichen Ohren betrofen haben: Ehedem wußte man eine curieuse Kunst, sie geschikt zu erhaschen, und fest zu halten, welche meines Erachtens izo mit Recht unter die Artes perditas gezehlet wird. Und wie kann es auch würklich anders seyn, nachdem diese Art von Geschöpfen in denen lezten Jahrhunderten nicht allein bis auf eine so traurige Kleinigkeit abgenommen hat, sondern auch noch der kleine Ueberrest derselben so sehr verdorben worden, daß wenn man sie fassen will, selbst die gröste Kunst darüber zu schanden wird? Denn wenn es geschehen können, daß ein Hirsch mit einem nur geschlizten Ohr diesen Fehler durch einen ganzen Wald verbreitet hat; was dürfen wir uns wundern, wenn ein so vielfältiges würkliches Beschneiden und Verstümmeln der Ohren dem wir und unsere Väter in diesen lezten Zeiten so sehr ausgesezt waren, die allergrösten Folgen nach sich zieht.

Es ist wahr, so lange unsere Insel unter der Herrschaft der Gnade gestanden, hat man viele Mühe angewendet, die Ohren noch einmal so groß wachsen zu machen. Man hielt dafür, daß je grösser sie wären, je mehr ziereten sie nicht allein den äusserlichen, sondern je ein desto merkbarerer Gnadentypus wären sie auch des innerlichen Menschen. Nebst diesem sind die Naturlehrer der

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)