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brachte. Er führte eine neue Gottheit ein, welche nachher ungemein viele Anbeter bekam. Von einigen wird sie Babel, von andern Chaos [1] genennet; und ihr gehörete ein alter Tempel von gothischer Bauart auf der Salisbürischen Ebne zu, der wegen vieler Reliquien und Wahlfahrten sehr berühmt war.

Wenn er einen leichtfertigen Streich [2] im Kopf hatte, so fiel er, wäre es auch mitten im Koth, auf seine Knie, stüzte die Augen gen Himmel und betete. Wer nun seine Buberey wußte, der gieng ihm aus dem Weg. Kam aber ein Fremder etwa aus Neugierigkeit herbey, ihn auszulachen, oder zu behorchen, so war er sehr geschwind, ihm in die Augen zu pissen, und ihn mit Koth zu werfen.

Im Winter [3] gieng er stets bloß, aufgeknöpfet und so dünne gekleidet als es möglich war, damit die ihn umgebende Wärme desto besser eindringen könnte. Im Sommer aber zog er sich sehr dike an, damit die Hiz abgehalten würde.


  1. Die Englische Kirche beschuldigt die Preßbyterianer, daß in ihrem Gottesdienst keine Ordnung sey.
  2. Es ist bey den Scheinheiligen nichts gewöhnlicher, als daß sie ihre bösen Absichten unter dem Schein der Gottesfurcht verbergen; und wenn sie sich am andächtigsten stellen, muß man sich am ersten für ihnen fürchten.
  3. Sie affektiren, sich durch die Kleidung, Minen etc. zu unterscheiden.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/262&oldid=- (Version vom 1.8.2018)