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Er fand ein sehr grosses Vergnügen an fliegenden Drachen,[1] und hatte einen ganz besondern Appetit nach einer brennenden Lichtschnuppe, die er mit einer Behendigkeit ergrif und verschlang, als man sich kaum vorstellen mag. Hiedurch unterhielt er in seinem Leib eine stete Flamme, welche ihm zun Augen, Naselöchern und Maul herausstralete, und machte, daß sein Kopf im Finstern leuchtete, wie der Schädel eines Esels, wenn die leichtfertigen Jungen ein Licht hinein sezen, und Sr. Majestät Unterthanen erschreken wollen. Er bediente sich daher auch keines andern Lichts sich selbst des Abends nach Hause zu leuchten; und pflegte zu sagen: Ein weiser Mann sey sich selbst zur Latern.

Wann er auf der Gasse gieng,[2] so hielt er die Augen fest zu; und so er mit dem Kopf wider eine Pfoste anrannte, oder in eine Pfüze fiel, (wie sich denn mehrentheils eins von beyden zutrug,) und ihn die muthwilligen Jungen darüber auslachten, so sagte er ihnen: Daß er sich dem Verhängniß, welches diesen Stoß oder Fall über ihn beschlossen gehabt, mit völliger Gelassenheit unterwerfe: Er wisse aus langer Erfahrung, wie vergebens


  1. Der blinde Eifer enthusiastischer Köpfe.
  2. Dieses zielet auf die Prädestination: Hier aber fürchte ich, thut der Autor den Preßbyterianern groß Unrecht. Wenigstens lehret keine Reformirte Kirche so. Wird diese Lehre von Einfältigen oder Fanatikern mißbrauchet, so ist die Kirche selbst nicht Schuld daran. Wo ist eine Lehre, die nicht mißbraucht wird?
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)