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möglich ist; weil ich noch gerne, ehe ich die Welt verlasse, das Vergnügen haben möchte, einer Glükseligkeit zu geniessen, welche wir Geheimnißreiche Scribenten sehr selten eher erlangen, als bis wir im Grab sind. Es sey, daß die Fama als eine dem Leib eingepfropfte Frucht schwerlich wachsen, und noch viel weniger reif werden kann, bis der Stok in die Erde kömmt; oder daß sie ein Raubvogel und wie andere dazu gewöhnt ist, daß sie nur dem Geruch des Luders nachziehet; oder daß sie vielleicht glauben mag, ihre Trompete klinge am besten und lautesten, wenn sie erhöhet auf einem Grabhügel stehet, wo das hole Gewölbe noch dazu einen schönen Wiederhall giebt.

In der That ist auch die Republik der dunkeln Scribenten, nachdem sie das vortrefliche Mittel zu sterben erfunden hat, sehr glüklich gewesen, ihren Ruhm stark zu vervielfältigen und zu verbreiten. Denn da die Nacht die allgemeine Mutter der Dinge ist, so messen weise Philosophen die Fruchtbarkeit aller Schriften nach dem Grad ihrer Dunkelheit ab. Daher ist es, daß die recht Erleuchteten, das ist, die allerdunkelsten Scribenten so unzehlige Ausleger bekommen haben; welche sie als gelehrte Wehemütter solcher Meynungen entbinden geholfen, die sie vielleicht niemals gehabt, von welchen sie aber dennoch mit Recht für die wahren Eltern gehalten werden; denn die Worte solcher Scribenten sind dem Saamen gleich, der ob er schon ohne Nachdenken bloß auf gut Glük hin ausgestreuet wird, dennoch wenn er in ein fruchtbares Land kömmt, so reichlich aufgeht, als der Säemann wol nimmer weder gehoffet noch geglaubt hat.

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)