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und nur gestern noch ließ ich den Körper eines Stuzers in meiner Gegenwart ausziehen, da wir denn alle erstauneten, nur unter einem Kleid so viele unvermuthete Fehler zu finden. Ich ließ hernach das Gehirn, das Herz und die Milz öfnen, und bey einer jeden Oefnung zeigte sich klar, daß je weiter wir in der Operation fortfuhren, je mehrere und grössere Fehler hervorkämen. Woraus ich den richtigen Schluß folgere, daß ein Weltweiser und Projektmacher, welcher die Kunst erfünde, alle Risse und Unvollkommenheiten der Natur zu stoppen und zu löten, sich um das menschliche Geschlecht weit besser verdient machen, und uns eine weit nüzlichere Wissenschaft lehren würde, als die ist welche izo so hoch gehalten wird, da man sie nur zuentdeken und öffentlich zu zeigen bemühet ist, gleich jenem der die Anatomie für den Hauptzwek der Arzneykunst hielt. Ein Mann mithin, den Glük und Umstände in eine bequeme Station gesezt haben, die Früchte dieser edeln Kunst einzuernden, der sich mit Epicuro an den Schatten und Bildern die von der Oberfläche der Dinge in seine Sinnen auffliegen, begnügen läßt; ein solcher Mann schöpfet als ein wahrer Weiser das Beste von der Natur, wie die Sahne von der Milch ab, und überläßt der Philosophie und der Vernunft das Saure und die Hefen. Dieses ist der höchste Grad der Glükseligkeit, oder des Rechts wol betrogen zu werden; der ruhige und vergnügte Zustand, ein Narr zu seyn unter Schelmen.

Aber wieder auf die Tollheit zu kommen: Es ist offenbar, daß nach dem System welches

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)