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behaupten, daß man es von den erstern noch weit eher sagen müsse als von den leztern, indem von jedermann zugestanden wird, daß die Einbildung die Gebärmutter, und hingegen das Gedächtniß das Grab der Dinge sey. Hinwiederum wenn wir diese Beschreibung der Glükseligkeit in Absicht auf die Sinne betrachten, so werden wir sehen, wie vollkommen sie auch hier eintrift. Wie kraftlos und ungeschmakt ist doch alles, wenn es uns nicht durch das Vehiculum der Verblendung vorgestellet wird? Wie verschrumpft ist nicht jedes Ding, welches wir blos durch den Spiegel der Natur anschauen? Also daß wenn wir sie nicht durch allerhand künstliche Media aufzufangen, und durch ein falsches Licht, gebrochene Winkel, Fürniß, untergelegte Folien etc. zu erhöhen wußten, so würde in der Glükseligkeit und dem Vergnügen der Menschen nur ein sehr grosses und unangenehmes Einerley herrschen. Wenn die Welt dieses recht überlegen wollte, wie ich hingegen aus gewissen Ursachen glaube, daß sie es schwerlich thun wird, so würde sie wol die Kunst von allen Dingen die schwächeste Seite zu zeigen und die Fehler zu offenbaren nicht weiter für ein Stük der grösten Weisheit halten: Denn diese Verrichtung kömmt mir nicht besser vor, als wenn man den Leuten die Masquen abreisset, welches gewiß weder in der Welt noch auf der Masquerade hübsch läßt.

So viel mehr Ruhe die Leichtgläubigkeit dem menschlichen Gemüthe verschaft als die Neugierigkeit, eben um so viel ist auch die Weisheit, welche sich nur bey der äussern Fläche der Dinge

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)