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Ergözlichkeiten, welche unsere Sinnen betrügen, und vor ihnen aus der Tasche spielen, machen uns im gemeinen Leben die beste Lust. Dieses hat auch seinen guten Grund. Denn wenn wir eine genaue Untersuchung anstellen, was insgemein durch die Glükseligkeit, in Absicht auf den Verstand und die Sinnen verstanden werden, so werden wir finden, daß alle ihre Eigenschaften und Zufälligkeiten in dieser kurzen Beschreibung eingeschlossen sind.

Die Glükseligkeit ist derjenige Zustand, da man ununterbrochen wol und geschikt betrogen wird.

Was erstlich den Verstand anlanget, so ist bekannt, welche grosse Vortheile die Erdichtung vor der Wahrheit aus hat. Und wir müssen den Grund davon auch nicht weit suchen. Die Einbildungskraft kann uns nemlich weit schönere Scenen, und wunderbarere Begebenheiten vorstellen, als weder das Glük noch die Natur sich jemals bemühen werden hervorzubringen. Und man darf es würklich den Leuten auch eben nicht so übel nehmen, daß sie sich für die Einbildung erklären, wenn man betrachtet daß der ganze Streit nur von würklich geschehenen und eingebildeten Dingen sey. Denn da kömmt es mithin bloß auf die Frage an: Ob man von Dingen die sich in der Einbildung befinden, nicht eben so wol sagen könne: sie existiren, als von solchen die im Gedächtniß ihren Aufenthalt haben? Welches wir allerdings mit ja beantworten, und so gar

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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)