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ist jemals aufgetreten, der schiklichere Leibes und Gemüths-Eigenschaften besessen, eine neue Religion fortzupflanzen als er. O möchten doch diese glükliche, aber auf die eitele Weltweisheit verkehrt angewendete Talente, in die Canäle der Träume und Erscheinungen eingeleitet worden seyn, wo die Verdrehung des Gemüths und Gesichts von so allgemeinem Nuzen ist, und wo sie eigentlich hingehöret. Nimmer würde die niederträchtige und verleumderische Welt haben vorgeben dürfen, es stünde nicht richtig in seinem Kopf, und er müßte unter dem Hut nicht recht verwahret seyn. Verleumdungen die selbst seine Mitbrüder die Neuern, recht undankbar einander so laut ins Ohr flüstern, daß ichs so gar oben unter dem Dach, wo ich dieses schreibe, hören mag.

Endlich, wer in die Quellen des Enthusiasmi, von welchen zu allen Zeiten so schlammichte Ströme hergeflossen sind, hinein zu schauen beliebet, der wird finden, daß dieselben stets eben so trüb und kothigt gewesen als ihre Ausflüsse. So viel mithin vermag eine Tinctur von diesen Dünsten, welche die Welt Tollheit nennet, daß sie ohne dieselben nicht nur zweyer grossen Glükseligkeiten, der Eroberungen nemlich, und der Systeme beraubet seyn würde, sondern daß sich auch so gar alle Menschen nur mit einerley Glauben behelfen müßten. Nachdem nun erwiesen ist, daß nichts daran gelegen sey, woher diese Dünste ihren Ursprung haben, sondern alles nur darauf ankomme, entweder nach was für Winkeln sie das Gehirn berühren und befeuchten, oder in was

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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)