Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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wenn sie sich auf das beste und höchste der Dinge empor geschwungen hat, schwindelt, erschöpfet und müde ist, und also gleich einem Paradiesvogel mit einmal todt zur Erde fällt; oder daß diese meine metaphysischen Muthmassungen alle zusammen den Grund davon enthalten; so ist doch gewiß, daß der Saz selbst dessen Erklärung mich so viel Mühe gekostet, seine ungezweifelte Richtigkeit hat. Dieser nemlich; daß wenn die wildeste Leute sich etwa zu einem Gedanken, oder einer Vorstellung von GOtt oder einem höchsten Wesen erhoben, so haben sie dabey selten unterlassen im Gegentheil auch ihre Furcht mit gewissen Gespenster-Ideen zu unterhalten, die ihnen aus Mangel besserer, statt eines Teufels ziemlich gut gedienet haben. Dieses ist auch ganz natürlich: Denn es hat mit einem Menschen dessen Einbildungskraft sehr hoch gestiegen, dieselbe Beschaffenheit, welche es hat mit einem der dem Leib nach sich auf einer Höhe befindet. Wie sie beyde Vergnügen daran finden, Dinge die über ihnen sind, näher betrachten zu können, so erschreken sie auch beyde gleich vor der fürchterlichen Tiefe die sie unter sich sehen. Eben so sind die Menschen bey der Wahl eines Teufels gemeiniglich entweder auf ein würkliches oder nur eingebildetes Wesen gefallen, welches der Gottheit die sie verehreten, am meisten entgegen gesezet war. Und so hat auch die Secte der Aeolisten einen besondern Haß und Abscheu und eine heftige Furcht vor zwey bösen Wesen gefasset, zwischen welchen und ihren Göttern eine ewige Feindschaft war. Das erste ist das
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)