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Talent, allerley unversehene, angenehme und geschikte Gleichnisse, Anspielungen und Zweydeutigkeiten von den Schamgliedern beyderley Geschlechts, und ihrem eigentlichen Gebrauch zu erfinden und anzuwenden. Wie ich denn in der That nachdem ich wahrgenommen, wie schlecht sich andere Erfindungen halten mögen, wenn sie nicht in eben diese Canäle eingeleitet werden, auf die Gedanken gerathen, daß der glükliche Genius unserer Zeiten und unsers Landes, durch jene alte typische[1] Beschreibung der indianischen Pygmäen, die nicht über zween Fuß hoch gewesen, sed quorum pudenda crassa, & ad talos usque pertingentia, prophetisch sey vorgebildet worden. Nun habe ich mir die Mühe genommen, die leztern neuesten Werke, worinn diese Schönheiten besonders hervorstechen, genau einzusehen: Obschon aber diese Ader im Anfang so mildiglich geflossen, auch alle mögliche Mittel sind angewendet worden, sie zu erweitern, auszudehnen, und offen zu halten; (eben wie die Scythen die Gewohnheit und ein Instrument hatten, ihre Stutten aufzublasen, damit sie desto mehr Milch[2] geben möchten), so befürchte ich doch sehr, daß sie ihrer Vertrükung sehr nahe sey, und bald für immer aufhören werde zu fliessen. Also daß wir, wo möglich entweder neue Fonds des Wizes entdeken, oder auch hierüber, so wie bey andern Materien, mit blossen Wiederholungen werden zu frieden seyn müssen.


  1. Ctesia Fragm. apud Photium.
  2. Herodot. im IV. Buch.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)