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Tuch und alles was darauf war, weg, schmieß es in den Koth, und fuhr auf solche grimmige Art immer fort. Ach, sagte er dabey, lieber Bruder Martin, machs wie ich: Ich bitte dich um Gottes willen, reiß, zerr, und schmeiß alles weg, damit wir dem schelmischen Peter so ungleich sehen als immer möglich ist. Ich wollte nicht tausend Thaler nehmen, und das geringste Zeichen an mir leiden, woraus die Nachbarn muthmassen möchten, daß ich ein Verwandter von einem solchen Bösewicht wäre. Allein Martin welcher damals ganz besänftiget und gesezt war, bat ihn um aller Liebe willen, „er möchte doch seinem Kleid nicht Schaden thun; dann er würde kein solches wieder bekommen. Er sollte bedenken, daß sie bey Einrichtung ihrer Sachen nicht auf Petern, sondern auf die in dem väterlichen Testament vorgeschriebene Regeln sehen müßten. Er sollte überlegen, daß Peter stets ihr Bruder bliebe, was für Fehler und Unrecht er immer begangen hätte. Sie müßten sich also durchaus nicht einfallen lassen, gutes oder böses nur deswegen zu thun, damit sie ihm zuwider wären. Es wäre wahr, das Testament ihres Vaters wäre sehr scharf was das Tragen ihrer Kleider betrefe, allein es wäre ihnen auch in demselben mit gleicher Schärfe anbefohlen, daß sie verträglich und in guter Freundschaft und Liebe mit einander leben sollten. Und ist je, (fügte er hinzu,) überall noch eine Uebertrettung zu verzeihen, so wird gewiß viel eher eine solche seyn, welche unsere Freundschaft befördert, als eine andere, welche dieselbe ganz und gar zerstöret.“

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/181&oldid=- (Version vom 1.8.2018)