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Zustand ihrer Sachen gab ihnen mit einmal Gelegenheit, diese Wahrheit sehr deutlich zu erkennen.

Hier aber wird mich der strenge Leser mit Recht als einen Scribenten tadeln können, der ein kurzes Gedächtniß habe: Es ist dieses in der That ein Fehler, welchem die ächten Neuern nothwendig ein bischen unterworfen seyn müssen. Denn das Gedächtniß ist eine Fähigkeit des Gemüths, welche nur mit vergangenen Dingen umgehet, womit sich aber die Gelehrten unserer Zeit nicht abgeben, indem sie sich nur allein auf neue Erfindungen legen, und daher alles aus sich selbst, oder bey erfolgender Collision, wenigstens je einer von dem andern herausschlagen. Daher wir es auch für sehr vernünftig halten, unser schwaches Gedächtniß jederzeit als einen unstreitigen Beweis unsers grossen Verstandes anzuführen. Methodice zu gehen, hätte ich also dem geehrten Leser schon längst melden sollen, daß Lord Peter die Grille gehabt, und sie auch seinen beyden Brüdern in den Kopf gesezet, alles was nur Mode ward auf ihre Kleider aufzusezen, ohne jemals die erstern aus der Mode gekommene Zierrathen vorher wieder abzuthun. Daraus ward nun mit der Zeit ein solcher altfränkischer Mischmasch als man sich immer vorstellen kann, dergestalt, daß da sie mit einander zerfielen, man kaum einen Faden von dem Tuch ihrer Kleider mehr erkennen konnte; sondern alles war voller Tressen, Bänder, Franzen, Stikwerk

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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)