Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Scribenten dieses gelehrten und politen Weltalters solches zu thun belieben, so oft sie der Abneigung eines critischen, oder der Unwissenheit eines geneigten Lesers abhelfen wollen. Ueber dieses sind auch nur unlängst verschiedene berühmte Stüke in gebundener und ungebundener Schreibart herausgekommen, wobey man versichert seyn kann, daß wenn die Verfasser aus besonderer Höflichkeit und Zuneigung für das Publicum nicht selbst beliebet hätten, uns von alle dem Erhabenen und Vortreflichen ihrer Schriften, umständliche Nachricht zu geben, wir gewiß sonst nicht das geringste weder von dem einen noch von dem andern würden entdeket haben. Was mich inzwischen selbst betrift, so kann ich nicht in Abrede seyn, daß alles was ich bisher von dieser Materie beygebracht, sich besser in eine Vorrede geschiket hätte; und daß solches der Mode, welche dergleichen ordentlich dahin verweiset, gemässer gewesen wäre. Allein ich finde für gut, mich hier des grossen und angesehenen Vorrechts zu bedienen, welches allemal der neueste Scribent hat; und fodere vermöge desselben, daß man mir als dem allerneuesten Scribenten eine ganz unumschränkte Macht über alle die vor mir gewesen, zustehe. In kraft dieses Titels verwerfe ich denn, und erkläre es, als eine höchst schädliche Gewohnheit, daß man die Vorreden zu Küchenzetteln machet. Ich habe es nemlich jederzeit für eine sehr grosse Unbesonnenheit gehalten, wenn ich gesehen, daß diejenigen welche Misgeburten und anders dergleichen für Geld sehen lassen, dieselben in einem grossen und nach dem Leben gemahleten Bildniß vor die Thüre hinaushängen.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)