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Diesen Lehrsäzen zufolg ward würklich des folgenden Tags bey der Mittagsmahlzeit ein Hausbrod mit so viel Ceremonien aufgetragen, als wenn ein Hochzeitschmauß wäre. Wolan meine Lieben, (sprach Lord Peter) laßt euch belieben, esset bis ihr genung habet, es ist ganz vortrefliches Schöpsenfleisch.[1] Langet selbst zu, oder ich will euch abschneiden, weil ich doch einmal im Schneiden bin. Zugleich ergrif er Messer und Gabel, und schnitt mit vielen Umständen zwey gute Stüke Brod ab, die er auf einem Teller seinen beyden Brüdern überreichte. Der ältere von ihnen konnte nicht gleich errathen, was Peter mit seiner Rede haben wollte, und fieng mit der grösten Höflichkeit an, das Geheimniß zu untersuchen. Mein Herr, sagte er, ich sollte fast meynen, daß hier einiger Mißverstand waltete. Ey, wie? antwortete Peter, ihr seyt artig. Nun lasset euere Possen immer hören, ihr habt den Kopf stets so voll davon. Nein ganz und gar nicht mein Herr, sagte jener; allein wenn ich mich nicht sehr betrogen habe, so beliebten Eure Herrlichkeit vor einer kleinen Weile etwas von Schöpsenfleisch zu gedenken, und ich wünschte wol von Herzen, dergleichen zu sehen. Wie? sprach Peter bestürzet, ich weiß gar nicht, was ihr haben wollet. - - - Hier schlug sich der jüngere Bruder ins Mittel, und wollte die Sache aus einander sezen. Mein Herr, sagte er, ich glaube mein Bruder ist hungrig und sehnet sich nach dem Schöpsenfleisch, welches Eure Herrlichkeit uns heut zur Mittagsmahlzeit zu geben versprochen haben. Ey was für Possen schwäzet ihr denn, antwortete Herr Peter; entweder ihr


  1. Die Transsubstantiation.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)