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Keines aber von allen den raren Stüken die Lord Peter besaß, schäzte er höher als eine gewisse Art Bullen,[1] welche durch ein besonderes Glük in gerader Linie noch von der Zucht der grossen Bullochsen abstammeten, die das göldene Vließ bewahreten, wiewol einige die sie genau wollen betrachtet haben, zweifelten, daß die Race vor aller fremden Vermischung genugsam wäre vergaumet worden; massen Lord Peters Bullen in einigen Stüken von ihren Vorfahren aus der Art geschlagen, und hingegen andere ganz ausserordentliche Eigenschaften bekommen hätten. Die Historie meldet, daß die Bullen zu Colchis, ehrene Füsse hatten. Dergleichen hatten Lord Peters seine nicht. Ob aber dieses von schlechtem Futter und einer übeln Dauung, oder von Zulassung einer andern Gattung, oder von einer angeerbten schwachen Zeugungskraft herrühre; oder ob vielleicht bey denen in diesen bösen lezten Zeiten immer mehr und mehr abnehmenden Kräften der Natur auch in diesem Stük eine Verschlimmerung erfolget sey, das läßt sich nicht wol bestimmen. So viel ist gewiß, daß Lord Peters Bullen an dem Metall ihrer Füsse, durch den Rost der Zeit viel gelitten hatten, indem dasselbe izo nur zu schlechtem Bley[2] geworden. Hingegen war ihnen das erschrekliche Brüllen, und die Eigenschaft, Feuer aus der Nase zu schnauben, von ihren Vorfahren noch angeerbt;


  1. Die Päpstlichen Bullen.
  2. Der Verfasser zielet auf die bleyerne Siegel an den Päpstlichen Bullen; ihr Brüllen bedeutet die Bannstralen, die in Verfolg der Zeit nicht mehr so viel Würkung thun wollten.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)