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angestellet, die schwachen Seiten der Alten auszuspüren, und uns ein weitläuftiges Register derselben gegeben haben. Sie, die nebst diesem unwidersprechlich dargethan haben, daß die sinnreichesten und artigsten Dinge, welche die Alten vorgebracht, lange seither von viel spätern Scribenten seyen erfunden, und ans Licht gebracht worden. Und daß die vortreflichsten Entdekungen welche diese Alten jemals in der Natur oder Kunst gemachet, alle insgesamt von unsern iztlebenden Genien der Welt seyen dargeleget worden. Welches denn klärlich zeiget, wie wenig Anspruch diese Alten auf Verdienste machen können, und die blinde Hochachtung gänzlich aufhebet, welche einige Schulfüchsische Ofenbrüter, die unglüklich genung sind, sich zu wenig mit neuern Sachen bekannt zu machen, für sie hegen.

Nachdem ich dieses alles überleget, und anbey die Natur des menschlichen Gemüths in Erwegung gezogen, so bin ich ganz natürlich auf die Gedanken gerathen, diese Alten, welche sich ihrer Unvollkommenheiten sonder Zweifel sehr wol bewußt gewesen, müssen nothwendig in ihre Schriften hin und wieder haben Stellen einfliessen lassen, wodurch sie nach dem Exempel ihrer Vorgänger der Neuern, der Tadelsucht des Lesers entweder durch Satyren oder Lobreden auf die Criticos, vorzubeugen, oder ihn einzunehmen, und von der Hauptsache abzuführen suchen. Und weil ich in den Locis communibus der Satyren und Lobreden auf die Criticos, vermittelst langen Studierens in den Vorreden und Zuschriften genugsam

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)