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ihres Nammens, so wie das Wort unter uns insgemein genommen wird, nachspüre, und hernach den Zustand dieser Wissenschaft in den ältern und heutigen Zeiten kürzlich durchgehe.

Durch die Criticos, (ein Wort, das heut zu Tage bey allen Gesprächen so sehr gemein ist) hat man, wie ich in alten Büchern und Tractätgen gelesen, vor Zeiten dreyerley gar sehr verschiedene Arten von Leuten verstanden: Denn erstlich wurden mit diesem Nammen solche Personen beleget, welche so wol für sich selbst, als auch für andere, gewisse Regeln erfanden, und in Schrift verfasseten, durch deren Beobachtung ein aufmerksamer Leser geschikt seyn möchte, von den Schriften der Gelehrten aus eigenem Geschmak und Empfindung dessen was sublim und vortreflich ist, zu urtheilen; und die wahren Schönheiten der Sache so wol als der Schreibart, von einer blossen und elenden Nachäffung derselben zu unterscheiden. Diese Leute pflegten bey Durchlesung der Bücher, die Fehler und Mängel derselben behutsam abzusondern, und was sie verdrüßliches, gekünsteltes, dummes und abgeschmaktes enthielten, wol zu bemerken; so wie einer der zu Edimburg des Morgens durch die Strassen gehet, alle mögliche Vorsicht brauchet, und den Unflath den er auf seinem Wege antrift, ausspähet, nicht daß er die Farbe und Beschaffenheit desselben untersuchen, oder ihn ausmessen, vielweniger darein treten, oder ihn kosten wolle, sondern einzig, damit er so reinlich hindurch komme

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)