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Ehrerbietung von einem Geheimniß rede, welches sonder Zweifel sehr nüzlich und von grosser Bedeutung wäre, aber auch nicht vorwizig wollte durchsuchet, oder naseweise exraisonniert werden. Und kurz, nachdem die Autorität des Vaters schon tief genung herunter gekommen war, so ward die Erklärung angenommen, und die drey Bruder glaubten vermöge derselben berechtiget zu seyn, so viel Silberfranzen zu tragen als sie nur wollten.

Einige Zeit hernach, kam eine alte Mode[1] wieder auf, die längst abgeschaffet war. Man stikte nemlich allerley Indianische Figuren, von Männern, Weibern und Kindern auf die Kleider. Hier erinnerten sie sich nur gar zu wol wie sehr ihr Vater diese Mode jederzeit verabscheuet hatte, also daß er verschiedene Stellen in das Testament einfliessen lassen, worinn er den äussersten Widerwillen gegen dieselbe zeiget, und seine Söhne auf ewig verfluchet, wenn sie dieselbe jemals mitmachen würden. Dessen ungeachtet waren kaum einige Tage vergangen, da sie es den vornemsten in der Stadt zuvor thaten. Sie löseten aber den Knoten damit auf, daß sie sagten: Dieses wären nicht eben dieselben Figuren, welche ehedem getragen[WS 1] worden, und in dem Testament gemeinet wären. Und nebst diesem trügen sie dieselben auch


  1. Die Anbettung der Bilder, welche mit der ehemaligen Vielgötterey der Heiden übereinkömmt. Die Papisten wollen solche entschuldigen, wenn sie sagen, sie erzeigten ihnen gar nicht einen solchen Dienst, welcher den Juden so ernstlich von GOtt wäre verbotten worden.
  1. Vorlage: gegetragen
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)