Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Söhne durchaus keine Silberfranzen weder auf noch an ihren Kleidern tragen. Und auf die Uebertrettung dieses Gebots war eine Strafe gesezet, welche hier beyzufügen, zu weitläuftig seyn würde: Nach einer kleinen Weile besann sich der wegen seiner Gelehrsamkeit schon öfters gerühmte Bruder; und gleichwie er in der Critik gar sehr erfahren war, also sagte er, er hätte in einem gewissen Scribenten, welchen er nicht nennen wollte, gefunden, daß das Wort Franzen, so in dem Testament stühnde, auch einen Besenstiel[1][WS 1] bedeute, und diese Bedeutung mußte es sonder Zweifel auch in der angeführten Stelle des Testaments haben: Diese Erklärung wollte einem von den zween Brüdern wegen des Beyworts Silber nicht anstehen, als welches (sagte er) nach meinem geringen Bedunken, eigentlich zu reden, von einem Besenstiel nicht wol gebraucht werden kann. Allein man antwortete ihm, das Wort Silber müsse in einem mythologischen und allegorischen Verstand genommen werden. Indessen machte jener einen neuen Einwurf, und sagte, er könnte aber doch nicht begreifen, warum der Vater ihnen sollte verboten haben, einen Besenstiel auf ihren Kleidern zu tragen, indem solches ein ganz unnöthiges und unschikliches Verbott zu seyn schiene. Worauf alle Antwort darinn bestand: daß man ihn ausschalt, als einen der nicht mit gehöriger
- ↑ Der Verfasser lachet hier den vielfältigen Unterschied aus, welchen die Papisten von dem Sinne der H. Schrift zu machen pflegen. Ingleichen verspottet er ihren Köhlerglauben und die Macht des Papsts.
- ↑ Vorlage: Besemstiel – im ff. Text Besenstiel
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)