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Geschmakloser Körper ist, woraus denn klar erhellet, daß das auswendige Kleid nothwendig die Seele seyn muß.

Diesem Haupt-System wurden noch einige andere Lehren untergeordnet, und mit grossem Eifer betrieben. Wie denn z. Ex. die besondern Kräfte der Seele von den Gelehrten unter ihnen auf nachfolgende Weise erkläret wurden: Göldenes Stikwerk war vollkommener Wiz: Göldene Franzen, angenehmer Umgang; göldene Spizen, fertige und scharfsinnige Antworten; eine dike lange Perüque, muntere Einfälle; und ein Kleid voll Puder sinnreicher Scherz. Wobey aber ein besonders guter Geschmak, und grosse Geschiklichkeit erfodert ward, jedes dieser Dinge mit Vortheil anzuwenden, und sich genau nach den Zeiten und Moden zu richten.

Ich habe diesen kurzen Begrif eines philosophischen und theologischen Systems, mit ungläublicher Mühe und nach vielem Lesen, aus alten Scribenten zusammen getragen. Dasselbe scheinet von einer Denkensart herzurühren, welche ganz besonder ist, und mit den Lehrarten der Alten und Neuern nichts gemein hat. Die Absicht aber welche ich dabey hatte, war nicht so fast, die Neugierigkeit des Lesers zu unterhalten oder zu stillen, als vielmehr demselben bey verschiedenen Umständen der folgenden Historie ein Licht anzuzünden, und zu machen, daß er vermittelst eines hinlänglichen Erkenntnisses von der Beschaffenheit der Gemüthsneigungen und Meinungen in einem so entfernten

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)