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allen seyten sehr beschädigt worden / vnnd durch das außtragen viel Schade geschehen / vnnd auch zum theil die Löscher alles Preiß gemacht haben; So seyn im Jahr 1641. noch 92. Häuser nidergerissen gewesen / welche meist von den Soldaten / so zu vnderschiedlichen Zeiten / vom Jahr 1632. her / biß auff selbige Zeit / da in der Besatzung gelegen / meistentheils aber Anno 37. 38. 39. vnd 40. demolirt worden / darüber auch ihrer zween die Häuser erschlagen haben. Durch solche Verwüstung seynd dem Gottskasten bey der Kirchen allhie vber 6. tausent Gulden an Capitalien / wovon Kirchen- vnd Schuldiener ihren Vnderhalt haben sollen / hinweg gefallen. Vber diß waren damaln 84. vnbewohnte wüste Häuser / derer sich niemand angemast / da immer täglich eines nach dem andern zu Grunde gangen. Ausser der Statt / rings herumb / waren selbiger Zeit 34. wüste Häuser / vnd 87. welche nider gerissen worden / da auch nicht ein Stecken mehr davon gestanden. Es wurden auch noch damaln die fruchtbarsten Gärten zu Grunde verwüstet / vnd war deß Schadens noch kein Ende. Besiehe M. Iohann Friemen Beschreibung der obgedachten Fewersbrunst / so bey Herren Ioannis Hulsemanni, D. vnd Professoris Theolog. allhie / praxi Oratoriae Ecclesiasticae, Anno 1641. in 4. allda gedruckt / zu finden: daselbsten auch die Beschreibung der obgemelten abgebronnen Ampts-Mühle stehet; welche wol in die 300. Jahr gestanden / vnd so stattlich außgebawet war / daß sie vor ein Kunststücke im gantzen Lande ist gehalten worden; weil dergleichen Mühlwerck darin nicht zubefinden / vnnd das Holtz noch so frisch / daß nicht ein Holtzwurm da gewesen. Es wurde solche zugleich auch für ein Provianthauß gebraucht. Ein Mühlknecht ist im Fewer geblieben.


Wolkenburg.

An der Zwickawischen Mulda / ein altes Stammhauß deren vom Ende / so Anno 1633. Herren Heinrich Hildebrand von Einsiedel / Churfürstl. Sächsischem Rath / auff Scharffenstein / wie man lieset / zuständig gewesen.


Wolkenstein.

Nahend Marienberg / eine alte Statt / Schloß vnnd Herrschafft / im Meißnischen Ertzgebürgischen Cräysse / dem Herren Churfürsten von Sachsen gehörig. Es liegt dabey gegen Abend / bey 1000. Schritt / ein warmes Bad / so das Wolkensteiner warm Bad genennet wird. Es ist vor Zeiten bey der Quelle eine Kirch gestanden / wie solches die alte zerrissene Gemäwer anzeigen / so zu vnser Lieben Frawen auffm Sande ist genannt worden. Es dienet solches Bad für allerley flüssige kalte Kranckheiten / vnnd ist zu den eusserlichen Schäden stärcker / als das S. Hiobs Bad bey S. Annaberg / auch nahend hierumb gelegen: vnd wird solches wärmer gespühret / so sichs am Himmel zum Regenwetter schicken thut. Siehe D. Johann Göbels Beschreibung dieses Bads.


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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_377.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2022)