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schrieb 1859[1], also jedenfalls noch unbeeinflußt von Fickers Ausführungen, in dem im folgenden Jahre erschienenen dritten Bande seiner Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter S. 362: „Er (Otto der Große) knüpfte nun das römische Reich dauernd an die deutsche Nation, und dieses kraftvolle und intelligente Volk übernahm die gefährliche Aufgabe, der Träger der Weltgeschichte zu sein. Die Verbindung Deutschlands mit Italien hatte denn auch bald die Reform der Kirche und das Wiederaufleben der Wissenschaften zur Folge …“ Nach einer weiteren Würdigung der Wirkung dieser Vereinigung fährt er fort „… und in diesem Sinn darf der Enkel es nicht beklagen, daß jenes römische Reich, der sittliche orbis terrarum, wie ein Schicksal auf unser Vaterland gelegt ward und es zwang, einige Jahrhunderte lang sein Blut in Italien zu verströmen, um den großen geistigen Riesenkampf zu kämpfen, dessen Sieg uns doch geblieben ist“.

Während hier die Formel heiliges römisches Reich deutscher Nation nicht ausdrücklich genannt wird, aber doch die Grundlage der Ausführungen bildet, gibt Gregorovius später an einer anderen Stelle seiner Auffassung des Sinnes der Formel deutlichen Ausdruck. Es handelt sich um einen anonymen[2], bei Gelegenheit des Erscheinens einer neuen Auflage von Bryces Holy Roman Empire entstandenen Aufsatz: „Das Reich, Rom und Deutschland“, der in der wissenschaftlichen Beilage der Augsburger Allgemeinen Zeitung in den Nummern vom 9. Februar 1867 an erschienen ist. Es heißt dort S. 681: „Die Kirche eilte daher nach dem Fall der Karolinger, aus Notwendigkeit der Selbsterhaltung, das Reich, welches italienische Nationalherzoge usurpiert hatten, wieder an die Germanen zu bringen. Otto der Große wurde sein zweiter Erneuerer. Er stellte das Imperium her, indem er es mit dem deutschen Königtum verband. Das Reich kam seitdem an Deutschland. Es entstand das römische Reich deutscher Nation.“

  1. Über den Zeitpunkt der Abfassung vergleiche die Notizen in den „Römischen Tagebüchern“ vom 2. April und 31. Dezember 1859, S. 49 u. 68.
  2. Daß Gregorovius der Autor dieser auch sonst wertvollen, in der Literatur anscheinend in Vergessenheit geratenen Schrift ist, ergibt sich aus den Bemerkungen in den genannten Tagebuchern vom 10. Februar und 10. März 1867, S. 236 f.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Heiliges römisches Reich deutscher Nation. Eine Studie über den Reichstitel. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1910, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_den_Reichstitel_41.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)