Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen | |
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gedemütigt wich der Teufel und ließ sich nie wieder an diesem Orte erblicken. Und noch heute sieht man in dem Stein den Abdruck von des Teufels Haupt und von des Herrn Finger.“
Nr. 214 (Der Werwolfstein). Aus Otmar S. 273. Der Sagenvortrag ist kürzer gefaßt, an die Stelle von subordinierten Sätzen treten koordinierte, in der Weise z. B., daß Otmar bietet: „Inzwischen kümmerte dies die meisten Bewohner dieser Gegend nur wenig, da er [der Unbekannte] unter dem Namen des Alten überall bekannt war, und öfters, ohne Aufsehn zu erregen, in die Dörfer kam, um seine Dienste anzubieten, die er auch zur Zufriedenheit der Landleute verrichtete,“ wofür wir in der Grimmschen Sage folgende Sätze lesen: „Ueberall bekannt unter dem Namen des Alten kam er öfters ohne Aufsehen in die Dörfer, bot seine Dienste an und verrichtete sie zu der Landleute Zufriedenheit.“ Es ist kein Zweifel, daß Otmars Sage in Grimms Bearbeitung ungemein an Gefälligkeit, Rundung und Gedrängtheit des Inhalts gewonnen hat.
Nr. 217 (Winkelried und der Lindwurm). Frei nach Etterlins Chronik (Basel 1764) behandelt; das Dorf in Unterwalden heißt bei Etterlin „Wyle“ und „Oedwile“, bei Grimms „Wyler“ und „Ödwyler“.
Nr. 221 (Die Jungfrau im Oselberg). Die Sage haben Grimms aus folgender Urstelle zurechtgemacht: „Martini Crusii Paralipomenos rerum Suevicarum liber 1596. cap. 17. p. 68: Inter Dinckelsbyhelam et Hankammum mons altus Oselberg transverse iacet: qui non facile potest curru. aut equo, transiri. Sub eo est pagus, cui nomen est Auffkirch. Ille ergo, qui de loco in locum ire vult: necesse habet: circuire hunc montem. Unde proverbium de homine moroso est: Ich mein, es jrre dich der Oselberg. In eo monte quondam arx stetit (testantibus id etiamnum fossis) sed aut ab Hunnis, aut ab imperialibus civitatibus destructa est. Unica ibi virgo fuit, domina Arcis: quae fertur, cum muris occubuisse. Antea autem, cum patri suo viduo rem familiarem tueretur, claves omnium conclauium habuisse. Postea rumor est ortus, eius animam, seu spiritum circumvagari eius arcis περίβολον, sive murum: ac nocte cuiusque Angariae Sabbatina, cum fasce clavium de cingulo, habitu virginis, conspici. Contra, senes rusticani eius loci se ex patribus audisse ferunt: illam virginem fuisse ethnici viri filiam: ac mutatam esse in magnum et horribilem serpentem: habentem caput et pectus virginis: clavibus de collo pendentibus: et plerumque quatuor angarijs Anni cerni. G. Wideman.“
Nr. 233 (Frau Hütt). Die Brüder zitieren: „Vgl. Morgenblatt 1811. Nr. 28“. Schlägt man nach, so findet man einen Aufsatz „Frau Hütt“ von Matthisson und sieht sofort, daß die Brüder von
Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)