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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

Man wird nebenher die Eröffnungen über die Grammatik nicht ohne Teilnahme lesen und ebenso von der ablehnenden Antwort der Buchhandlung Kenntnis nehmen:

Berlin, d. 28. August 1817.     

 Ew. Wohlgeboren

sind also wegen Herausgabe und Druck der Fortsetzung der Sagen mit mir einverstanden, und es macht mir dieß Vergnügen, da ich ganz mit Ihnen der Meinung bin, daß diese Sammlung einen bleibenden Werth behalten werde. Der Absatz wird aber immer nur langsam sein, und dies berechnen müssend, konnte ich nicht so ganz auf die alten Bedingungen eingehen. Da der Band Ostern 1818 zur Messe kommt, so hat es mit dem Anfang des Druckes noch bis im Dezember oder Januar Zeit, bis wohin ich sicher neues und gutes Papier zu haben gedenke. Ich werde, wie Sie es selbst wünschen, dann um das Manuscript schreiben und Sie wahrscheinlich bitten es nach Erfurt zu adressiren.

Möchte doch Ihre Prophezeiung, daß dem deutschen Buchhandel eine völlige Umgestaltung bevorstehe, in Erfüllung gehen! Nöthig ist diese gewiß, das drängt sich mir alle Tage auf. Das aber werden Sie auch gern einräumen, daß auch das Verhältniß des Gelehrten, des Autors gegen den Buchhändler ein ganz anderes geworden ist. Als man noch mit leichtem Sinne Folianten und Quartanten voll Urkunden druckte, da ward kaum an Honorarzahlung gedacht oder es war unbeschreiblich wenig. Ich kann darüber viel in den Urkunden dieser Handlung nachsehn, die nun über hundert Jahr besteht. Jetzt sind der Buchhändler viel wie Sand am Meer, von denen sich viele, vieles erlauben. In Berlin waren vor 40 Jahren 3 bis 4 Handlungen, jetzt über 30! In einer glücklichen Zeit wurde ein Buch studirt und die Wissenschaft gewann, jetzt ist (außer den belletristischen Büchern) eine Encyclopädie, ein Conversationslexicon oft für den ganzen Mann fürs ganze Leben hinreichend. Bei hundertmal mehr Büchern, die man alle anschaffen muß, wird nur halb so viel gewonnen. Es ist wirklich war, es muß einmal anders mit uns werden, die Zeit wird kommen, aber dazu läßt sich nichts thun.

Sie haben noch die Güte gehabt mir Ihre allgemeine deutsche Grammatik zum Verlag anzutragen. Es sind mancherlei Gründe, die mich abhalten, es zu übernehmen, einer ist auch die Art der Abrechnung, die Sie darüber machen und von der ich zweifle, daß sie ein Buchhändler eingehen kann. Aber ich habe auch schon wieder so viel zu drucken, daß ich fast zu vollauf beschäftigt bin. Diese Handlung wird nach s. Nicolais Tode in einer Art von Administration fortgeführt, was vielleicht Schuld ist, daß ich mit etwas mehr Besorglichkeit zu Werke gehe, als auf andere Weise

Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)