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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

schmutzig angezeigt, da dergleichen (so wie auch in d. Jen. Z.) keine Kritik genannt werden kann, so erregt das Geschwätz, wie es auch überall geschehen, nur großen Unwillen. Der Kuhnsche Freimüthige wird sich jedoch nicht lange mehr halten können.“ Worauf Jacobs Brief vom 11. September 1816 insgesamt antwortete: „Es soll mir lieb sein, wenn die Sagen gut gehen; die Märchen wurden wenigstens gar nicht recensirt, aber diese armen Sagen sind nun schon von Merkel im Freimüthigen und neuerdings in der Jenaer L. Z. von dem Esel, dem Vulpius (L. P.), angefochten worden, welches ihnen doch schaden könnte. Ich scheue mich daher Nicolai den zweiten Band, der ganz zum Druck fertig liegt, anzubieten, wiewohl er in vieler Hinsicht wichtiger, als der erste wird und auch ein größeres Publicum intereßirt. Schick mir aber immer, was du von Sagen gesammelt hast, es ist mir der Ordnung wegen je eher je lieber. Sonderbar, daß diese beiden Bücher von uns nie einem unschuldigen Recensenten, wie man ihrer doch viele voraussetzen müßte, in Hände gerathen sind.“ Noch bat Jacob seinen Bruder Ferdinand: „Könntest Du nicht im Freimüthigen von 1814, den wir hier nicht haben, die Sage von Zwergbroten bei der adlichen Familie Bomsen finden und ausschreiben? Erwähnt in Büschings wöchentlichen Nachrichten I. 292. wo glaub ich auch die Nummer angegeben steht.“

Ferdinand drängte weiter auf den zweiten Band zu; am 4. Oktober 1816: „Hier kommen auch die Sagen, nächstens vielleicht noch ein Paar, die ich aus Breslau erwarte; ich denke, daß ihr anfangen könnt, den zweiten Band zu drucken, da er doch gewissermaßen zum ersten Band gehört, und deshalb gar leichtlich an Nicolais schreiben. Vulpius, von dem der Sagen Rec. in d. J. Z. herrührt, und der gewiß auch den Dobeneck dort angezeigt hat, muß doch ein höchst lächerlicher Mann sein; ich glaube, er erwartet, daß man seine Schriften, besonders die Bibl. d. rom. Wunderb., die er an allen Ecken citirt, erwähnen soll, und die Nichterwähnung derselben hat ihn geärgert.“

Wilhelm darauf am 22. Oktober 1816 an Ferdinand: „Deinen Brief mit den Sagen haben wir richtig erhalten und danken Dir für alles, was Du uns hierin gesammelt hast. Der zweite Band ist wohl fertig, aber wir warten noch etwas, um erst gewißer über den Erfolg des ersten zu seyn, so daß Nicolai keinen Anstand dabei nimmt. Kannst Du mir etwas über den ungefähren Abgang des Buchs schreiben, so wäre es mir lieb, ich fürchte doch, daß die elenden Recensionen ihm etwas geschadet haben.“ Noch am Schlusse dieses Jahres, am 31. Dezember, kam Ferdinand auf die Sagen zurück, nicht ohne außer dem zweiten Bande nun noch ein weiteres Werk zu fordern: „Hier noch ein Paar Sagen, die liegen

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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)