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Schreiber, 1805 aus Baden nach Heidelberg als Professor der Ästhetik berufen, trat bald mit Brentano und seinen damaligen Vertrauten, zu denen insbesondere Creuzer gehörte, in freundlichen Verkehr. Es war eine ebenso schnell aufflackernde wie rasch verlöschende Leidenschaft Brentanos, Journale ins Leben zu rufen, ohne als ihr Redakteur thätig zu sein: in Berlin, Prag, Wien hat er es später nicht anders gehalten. Damals, in Heidelberg, musste ihm erwünscht sein, ein Blatt zur Verfügung zu haben, das den sich ansammelnden Vorrat von Märchen, Sagen und ähnlichen Gebilden der Volksphantasie, die der Plan des Wunderhorns für jetzt noch ausschloss, ohne Zwang vorläufig aufnehmen konnte; denn auch Märchen und Sagen, die in der Folge den Brüdern Grimm als ihr eigner romantischer Arbeitsbezirk überlassen blieben, waren damals schon von Arnim und Brentano mit vollem Bewusstsein ihres Wertes in das Auge gefasst worden. Die „Kurfürstlich (später: Gross-Herzoglich) privilegirte Wochenschrift für die Badischen Lande“, die vom 4. Juli 1806 bis zum 1. Januar 1808 bei Mohr und Zimmer in Heidelberg erschien, hat in der That der volkstümlichen Litteratur einen Dienst geleistet, wie sie auch gegenüber der „Sucht zu modernisieren und der Aufhebung der Klöster“ gleich von ihrer ersten Nummer an für die Erhaltung der älteren deutschen Kunstwerke mit Eifer eintrat. Von Achim von Arnim ist der Badischen Wochenschrift in der Einsiedlerzeitung das rühmliche Zeugnis ausgestellt worden, dass ihre bedeutenderen Aufsätze aus dem Untergange errettet zu werden verdienten, in den sie leicht für die Nachwelt versinken könnten. Die Brüder Grimm haben auch aus ihr für die deutschen Sagen geschöpft. Zu dem, was aus der Wochenschrift der Erhaltung wert sei, rechne ich den Anteil der Frau Auguste Pattberg.

Ich gehe auf die wichtigeren, teils anonymen, teils mit den Verfassernamen gezeichneten Beiträge der Wochenschrift ein, um den Autorenkreis zu gewinnen, dem sich Frau Pattberg zugesellte.

Zunächst von Schreiber selbst. Er hat auch anonyme Stücke geliefert, die er aber selbst durch Aufnahme in spätere Bücher als sein Eigentum bekannt hat. Merkwürdig war mir


Ein altes Volkslied.
Mit wenigen Abänderungen.

Dort oben auf dem Berge
Da ist ein schwarzer See,
Und auf dem See da schwimmet
Ein Röslein, weiss wie Schnee.

5
Es kommt ein Hirtenknabe

Mit einem Haselstab:
Das Röslein muss ich haben,
Das Röslein brech ich ab!

Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)