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Augen aus und tranken sein warmes Blut und liessen nicht ab von ihm, bis er ohne Leben lag, und folgten noch mit grässlichem Geschrei seiner Leiche, die in ungeweihter Erde verscharrt wurde.

A. P.     

Volkssage.[1]

Zu Wimpfen ist ein See auf einem Berge, wovon folgende Sage erzählt wird. – Ein Knabe sah einmal auf dem See drei weisse Schwanen, er nahm ein Bret und fuhr ihnen nach. Als er eine Strecke weit vom Ufer entfernt war, schlug das unsichere Fahrzeug um, und der Knabe sank unter. Er wusste nicht, wie ihm geschah, denn er sah sich in einem prächtigen Schlosse, vor ihm stunden drei wunderschöne Jungfrauen. Wie kamst du hieher? sprachen sie zu dem Knaben. Ich wollte drei weisse Schwanen betrachten, entgegnete er, und ich weiss nicht, wie es mir weiter gegangen ist. Willst du bei uns bleiben, sprach eine der Jungfrauen, so sey uns willkommen, doch darfst du, sobald du einmal drei Tage hier verweiltest, nie wieder in deine Heimath zurückkehren, denn du würdest alsdann dich nicht mehr an die obere Luft gewöhnen können, und sterben müssen. Der Knabe willigte fröhlich ein. Doch nach Jahresfrist fühlte er eine unwiderstehliche Sehnsucht nach seiner Heimath, er wurde krank und härmte sich zusehends ab. Die Jungfrauen fragten ihn oft, was ihm fehle, allein er sagte ihnen nie den wahren Grund seiner Traurigkeit. Einmal war er in tiefes Nachsinnen verfallen, da trat eine hässliche alte Frau zu ihm hin und sprach: wenn du mir gelobest, mich zu heirathen, so führe ich dich in deine Heimath zurück. Nein, sprach der Knabe, lieber will ich sterben, ohne meine Heimath wieder zu sehen, als meine Gebieterinnen hintergehen und betrügen. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da standen die drei Schwestern im Glanze ihrer Schönheit vor ihm. Weil du so redlich bist, sprachen sie, so magst du denn wiederkehren zu den Deinigen. Als er am folgenden Morgen erwachte, sass er am Ufer des See’s, er erzählte seine Geschichte, allein niemand glaubte sie ihm. Gern wäre er nun wieder zurückgekehrt zu den drei schönen Jungfrauen, denn sie waren ihm unvergesslich. Er hatte keine Ruhe, keinen Frieden, bekam das Heimweh nach dem unbekannten Gefilde, in welches er versetzt gewesen war, so heftig, dass er nach wenig Tagen starb.

A. P.     

Volkssage.[2]

In einem einsamen Wiesenthale, nahe bei dem Flecken Neuenkirchen im Odenwalde, bemerkt man ein stehendes Wasser von wenig Umfang, aber so tief, dass es schwer zu ergründen ist; über dem Rande des kleinen Gewässers hängen die lieblichsten Vergissmeinnicht, und spiegeln sich im klaren See. Oft verweilte ich dort in den Tagen meiner Jugend, pflückte die freundlichen Blumen, und liess Steine an Fäden geknüpft, hinab in die Tiefe. Eines Tages begegnete mir dort ein altes Mütterchen aus dem nahe gelegenen Örtchen Breitenbronn, und erzählte mir folgende Sage von dem kleinen See.

Vor vielen Jahren stand auf dieser Stelle ein Frauenkloster. In einer stürmischen Winternacht nahte sich der Pforte ein wankender Greis und bat um Obdach.


  1. Badische Wochenschrift. Nr. 19. Freitags den 8. Mai 1807. Sp. 303. 304.
  2. Badische Wochenschrift. Nr. 2. Freitags den 9. Januar 1807. Sp. 31. 32. Vgl. oben S. 79.
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Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/41&oldid=- (Version vom 22.6.2020)