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Reinhold Steig: Zur Entstehungsgeschichte der Märchen und Sagen der Brüder Grimm. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen

S. 79, erhält jetzt nur noch den Vermerk: „Von Runge nach der Volkserzählung aufgeschrieben“ – weiter nichts. Im übrigen aber ist der Text der ersten Ausgabe eine Macht geworden, die sich durch ihr Dasein behauptet und weiterfristet. Die Veränderungen sind minimal. Im Fischer die folgenden nur. 1819 S. 97: Von dem Fischer un siine Fru (1812 S. 63: … den … und …); S. 98 hinner sich (S. 69 hinne sich) – stimmt, wenn nicht etwa bloßer Druckfehler, mit Jacobs Forderung; S. 98 Prins, daar hadd he (S. 69 … doon …); S. 104 der Schlußsatz: Daar sitten se noch hüt up dissen Dag – also wie die Betrachtung oben S. 289 als das Richtige ergeben hatte. Beim Machandelboom sind die Varianten fast noch geringfügiger. 1819 S. 231 toriden (1812 S. 206 toreden); S. 238 kamm de Vagel anflogen (S. 214 auflegen); S. 238 früdig (S. 214 freudig); S. 240 Weld (S. 216 Werld). Jacobs Bedenken sind also weder für den Fischer noch für den Machandelboom praktisch geworden.

Diese so zu stande gekommenen Texte bleiben nun fest bei Grimms bis zur kleinen Ausgabe, der fünften Auflage, vom Jahre 1841: nur daß hier, S. 156, wieder die Wortform „Werld“ zu finden ist. Dann aber erscheint plötzlich eine ganz andere Gestalt der beiden Märchen, die in jedem Worte fast, mundartlich oder stilistisch, von der früheren abweicht.

Ich führe zur Veranschaulichung ein paar oben ausgehobene Stellen in der neuen Gestalt hier an, und zwar citiere ich nach der großen Ausgabe vom Jahre 1857. Aus dem Machandelboom:

1, 232 (vgl. oben S. 285) un’t güng een Maand hen, de Snee vorgüng: un twee Maand, do wöör dat gröön: und dre Maand, do kömen de Blömer uut der Eerd: un veer Maand, do drungen sik alle Bömer in dat Holt, un de grönen Twyge wören all in eenanner wussen: door süngen de Vögelkens dat dat ganße Holt schalld, un de Blöiten felen von den Bömern: do wöör de fofte Maand wech, un se stünn ünner dem Machandelboom, de röök so schön, do sprüng ehr dat Hart vör Freuden etc.

Aus dem Fischer:

1, 100 (vgl. oben S. 287): un de Fischer güng alle Dage hen un angeld: un he angeld un angeld.

Ebenda. Do säd de Butt to em „hör mal, Fischer, ik bidd dy, laat my lewen, ik bün keen rechten Butt, ik bün ’n verwünschten Prins. Wat helpt dy dat, dat du my doot maakst? ich würr dy doch nich recht smecken: sett my wedder in dat Water un laat my swemmen“.

Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Zur Entstehungsgeschichte der Märchen und Sagen der Brüder Grimm. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen. Georg Westermann, Braunschweig 1907, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Entstehungsgeschichte_Maerchen_Sagen_Grimm.djvu/21&oldid=- (Version vom 14.12.2022)