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fleißigen Fischer zu dem vornehmen, hoch zu Roß zuschauenden Paar, sogar die schönen Pferde zu den apathisch ruhenden, oder wiederkäuenden Zugochsen ab. Ein idyllischer, duftiger Athem weht durch das ganze Bild. Berghems gemüthliche Anmuth weiß uns hier lange zu fesseln. Den ausgezeichneten Thiermaler zeigen weniger die beiden Pferde, als die herrlich aufgefaßten Stiere.

Vielleicht noch geistreicher behandelt als in den Gemälden, wo Berghem auf die Landschaft großen Fleiß verwendet, finden sich die Thiere in seinen eigenhändig angefertigten, höchst werthvollen Radirungen. Hier hat der Meister das Landschaftliche nebensächlich behandelt dafür die Staffage sehr oft mit einer ungemeinen Aufmerksamkeit ausgeführt. Diese Radirungen stehen, was namentlich von einigen seltenen Blättern gilt, in einem hohen Preise. Weniger bedeutend ist Berghem in der historischen Malerei, in welcher er sich mit „dem Tod der Dido“, jetzt in Wien, und mit „Laban unter seiner Dienerschaft“ und in anderen Stücken versuchte. Seltsamerweise war Berghem jedoch der Meinung, daß das Historische sein wahres Genre sei, und er beklagte sich bitter über den Geiz seiner Frau, der ihn zwinge, des Geldverdienstes wegen Landschaften und Heerden zu malen und zu zeichnen. Wir können der geldgierigen Dame nur danken, daß sie den Maler auf dem Wege erhielt, auf welchem allein er groß und originell war.

Berghem hat sich zum größten Theile aus sich selbst herausgebildet. Seine Lehrer, zuerst sein Vater, Pieter Klaasze, dann der Maler van Goyen, Moojaert, Grebber und Weenix thaten wenig mehr, als bei Berghem den Grund der Kunst zu legen. Selbst die Correctheit und Wahrheit seiner Zeichnung hat er weniger diesen Männern, als seiner scharfen Beobachtungsgabe zu verdanken.

Dieser Künstler heißt eigentlich Nicolaus Klaasze, oder Klaazen. Manche Kunsthistoriker wollen ihn auch Nicolaus van Haarlem nennen. Der Name Berghem, das heißt: verbergt ihn! wurde schon früh vom Meister Nicolaus angenommen. Die Ursache, weshalb dieses „Berghem“ des Malers Spitzname und nachher sein gewöhnlicher Name wurde, wird verschieden, immer aber trivial genug erzählt. Berghem war im Jahre 1624 in Haarlem geboren, verlebte dort, ohne große Reisen zu unternehmen, seine Tage, hielt später viele Schüler, von denen ihm keiner in seinen Leistungen nahe kam und starb in seiner Vaterstadt 1683.




Der Traum Jacob’s.
Von Ferdinand Bol.

Dies Gemälde darf als eins der anmuthigsten des Malers angesehen werden, wie es in Hinsicht auf die Beleuchtung sein bestes ist. Die tief bedeutsame Geschichte der Wanderung Jacob’s von seinen Aeltern, Isaak und Rebecca, nach dem Bruder der letzteren, nach dem Laban und die im Traum gegebene göttliche Weissagung ist hier dargestellt. Die listige Rebecca hat es erlangt, daß ihr jüngerer Lieblingssohn Jacob vor dem erstgeborenen Esau den vornehmsten Segen des blinden Isaak erschlichen hat. Esau, dessen Charakter übrigens uns in eben dem

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 763. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/780&oldid=- (Version vom 1.8.2018)