Seite:Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie.pdf/654

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von den Mousquetaires des Königs. Beide gingen auf dem Kasernenhofe spazieren, bis endlich Simon sagte:

– Hört, wißt Ihr etwas von der Spanierin, mein Freund?

– Wieder die Spanierin? Diable! Eben hört Feuillade auf, mich von ihr zu unterhalten.

– Ach! Kann ich auf Eure Freundschaft rechnen?

– Rouvroy, ich denke, ich habe eine solche Frage nicht verdient. Wort und Handschlag, habt Ihr einen Ehrenhandel etwa?

Sehr gepreßt rückte St. Simon mit seinem Geheimnisse hervor. Er hatte, von heftiger Liebe zu Josita ergriffen, den Entschluß gefaßt, sich ihrer jedenfalls zu bemächtigen, um sie in bester Form zu seiner Gemahlin zu machen. Bis so weit stand ihm nichts im Wege; Josita mußte entfliehen; aber wie später? St. Simon instruirte den Offizier, sich, sobald die Flucht der Spanierin bekannt werde, bei Laurence zu deren Einholung zu melden, und er gab dem Herrn von Tellier einige Zeilen an seinen Freund, den Kämmerer, damit etwa kein Anderer den Auftrag erhalte, die Flüchtige zu verfolgen.

– Habt Ihr sie gefangen und bringt sie wieder auf den Weg von Paris rückwärts, dann, Herzensfreund, ist es Eure Sache, sie entwischen zu lassen, damit ich sie von dannen bringen kann, wohin ich will. Es versteht sich von selbst, daß Ihr sie zum zweiten Male nicht findet . . . sagte St. Simon.

– Was? rief der Officier.

– Und damit Ihr nicht etwa sagt: ich vergäße gegen Euch gefällig zu sein, fuhr St. Simon unerschütterlich fort, als wenn er die aufsteigende Entrüstung Le Tellier’s gar nicht bemerkte, so schenke ich Euch hiermit meinen Young Abbas nicht nur, sondern auch meine Schimmelstute Semiramis. Und nun gebt mir Eure Hand, daß Ihr als Freund handeln und schweigen wollt!

Vor Entzücken konnte der Eitle kaum antworten.

– Die beiden besten Pferde in ganz Paris, das heißt in ganz Frankreich! Ihr sagt, Rouvroy, daß sie mein sind?

– Ja!

– Und ich kann sie auf der Stelle in meinen Stall bringen lassen?

– Ja, mein Liebenswürdigster!

Bon! Hier ist meine Hand. Ich werde thun, wie Ihr wollt. Aber jetzt erlaubt, ich hole mir die Pferde.

St. Simon sandte seinen beiden Rossen einen Seufzer nach, war aber ruhig, da er sicher wußte, sein angelegter Plan könne nicht fehlschlagen, indem er Tellier gewonnen hatte.

Zu derselben Zeit fast war der hübsche, junge George La Feuillade, einer der geistreichsten jungen Edelleute, am Hofe bei dem Herzoge von Maine. Er war so bewegt, daß die drei Verbündeten ihm Trost einzusprechen suchten.

– Du liebst sie also sehr, mein Bester? fragte Maine.

Statt der Antwort öffnete der Lieutenant sein Collet, wo er eine verwelkte Blume trug, welche die Spanierin für den schönen Offizier fallen gelassen hatte.

– Ach, le pauvre! flüsterte Louison mitleidig.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 637. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/654&oldid=- (Version vom 1.8.2018)