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Endlich setzte er sich in Deventer zur Ruhe und ward hier Bürgermeister. Er starb 1681. Terburg wird als ein sehr schöner Mann geschildert, welcher es durch feine Sitte und edlen Charakter verstand, alle Herzen, besonders diejenigen der Damen, zu erobern. Seine Gemälde zumeist in festen Händen, steigerten sich fortwährend an Werth, so daß einige derselben, wenn sie zufällig los wurden, mit 6000 Thalern und 45,000 Francs verkauft sind.




Abraham und Hagar.
Von Adrian van der Werff.

Der Maler dieses Bildes hat sich auf dem Felde der Portrait-, Genre- und Geschichtsmalerei einen bedeutenden Ruf erworben. Van der Werff ist ein Holländer; sein Geburtsort ist Kralingerambacht in der Nähe von Rotterdam, wo er 1659 das Licht erblickte. Obgleich sein Vater sehr arm war, so brachte er es doch zu Stande, daß ein damals in Rotterdam blühender, äußerst gewandter Portraitmaler, Cornelius Picolet, den Knaben in die Lehre nahm, wo er so rasche Fortschritte machte, daß Eglon van der Neer. dem Kunstjünger eine glänzende Laufbahn voraussagend, ihn zu seinem bevorzugtesten Schüler machte.

Von der Portraitrichtung her bewahrte van der Werff bis in seine letzte Periode ein inhaltreiches Charakteristisches, welches nie durch die spätere bloße Gewandtheit bei dem Entwurfe seiner Gemälde völlig verdrängt werden konnte. Diese Charakteristik, durch eine sonst den holländischen Malern nicht eigenthümliche Leichtigkeit in Composition und Zeichnung abgeschliffen, giebt den Genrestücken van der Werff’s eine attische Würze, wie sein Lehrer sie selten erreichte. Eine Reise, welche er mit dem letzteren unternahm, diente besonders dazu, dem jungen Maler in seinen folgenden Werken eine Eleganz zu verleihen, wie sie, zum Schaden der Kunst, damals von den vornehmen Beschützern derselben erheischt wurde.

Im siebzehnten Jahre war Adrian so weit vorgeschritten, um selbständig zu arbeiten. Es war der kunstliebende Kurfürst von der Pfalz, welcher den Künstler lange fast ausschließlich beschäftigte und dadurch die Ursache wurde, daß Adrian van der Werff bei der vornehmen Welt in Mode kam. Aus seiner ersten Periode stammen die Portraits der kurfürstlichen Familienmitglieder und, im historischen Fache, das Bild: Urtheil des Salomon, welches unendlich oft durch den Grabstichel wiedergegeben wurde. Van der Werff’s ersten Bilder sind markiger, breiter gemalt als diejenigen aus einer spätern Zeit, und diese frühen Blüthen des Talents müssen an Pracht und Werth weit über die Productionen des spätern Lieblingsmalers der Fürsten gestellt werden.

Die Richtung, welche van der Werff mit seinem steigenden Ruhm einschlug, kommt zunächst auf Rechnung der an ihn gestellten Forderungen. Der Maler wurde genöthigt, seine Bilder bis auf’s Genaueste auszuführen. Man verlangte von ihm Cabinetsstücke und er lieferte sie und sah sich genöthigt, die Zierlichkeit in Zeichnung und Färbung statt der großen künstlerischen Wahrheit

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/608&oldid=- (Version vom 1.8.2018)