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– Dort, hinter jenem Pfeiler . . .

– Ich dachte mir’s. Weiter nur . . .

– Ich hörte jedes ihrer Worte, ja ich glaube jeden ihrer Athemzüge, und dennoch, während ich von Leidenschaft verzehrt wurde, fand ich nicht so viel Muth, um hervorzutreten und mich ihrer Gesellschaft anzuschließen.

– Glaub’s gern! Antoine! Warum gehst Du ohne mich, wenn Du der Dame Deines Herzens Deine Aufwartung machen willst?

– Ich habe gebetet – lache nicht – gebetet, daß ein gütiger Engel Dich des Weges führen möge. Vergebens! Da bist Du zwar, aber nur um meinen Schmerz durch Deine Sarkasmen um so bitterer zu machen.

– Alberne Redensarten! brummte de Boulaye. Wohin denn hat Saint Foix Deine Göttin entführt . . .

– Zu der La Bresson. Sie müssen Dir begegnet sein.

– Ich dächte nicht, Watteau.

– Dieser buckelige Affe hatte sich so fest an sie angeklammert, daß es fast unmöglich schien, mit ihr zu sprechen.

– Was? Er hielt ihr vielleicht die Ohren zu?

– Ach! seufzte Watteau über seinen unverbesserlichen Freund.

– Aber was wollen diese Saint Foix’s bei der Bresson? fragte de la Boulaye. Du hast doch gehört, was sie sprachen. War Niemand weiter in der Gesellschaft?

– Doch ja! Der fette Farini und die Signora Chiarini. Die Bresson sprach davon, daß der Comte d’Arnaud und weißt Du, Pierre Mabonne und Du und ich selbst heute Nacht in ihren Sälen erscheinen würden.

– Höre, Antoine! rief Theodor, wäre ich nicht überzeugt, daß Du keineswegs die Absicht hast, mich durch Deine fortwährenden Schwachsinnigkeiten aufzubringen, so würde ich Dich hier auf der Stelle erwürgen . . . . Signora Chiarini . . . . . Fort doch, fort, damit wir sobald wie möglich bei dieser Marquise vom Jahrmarkt ankommen. Das Erste zuletzt und das Letzte zuerst! so heißt’s bei Dir. Ich begreife nicht, wie Du nur im Stande sein kannst, ein einziges, nur halb vernünftiges Bild zu malen, Du Nebenbuhler „des Raphael“. Aber jetzt sehe ich’s, Du bist keineswegs zu bedauern, wenn Du im Puncte der Liebe die unbarmherzigste Lection empfängst, die noch je einem so hasenherzigen Liebhaber, wie Du es bist, zu Theil wurde . . . . . Ich frage Dich, gehst Du mit mir oder nicht . . . . . Eigentlich verdienst Du, daß ich Dich hier stehen lasse, um nach Belieben heute Nacht Deine früheren interessanten Monologe fortzusetzen . . .

Watteau fing an sich zu entschuldigen, indeß er den Freund in der Furcht, er möge ihm entwischen, sehr fest am Arme hielt. Beide machten sich jetzt auf den Weg und suchten mit aller Geschwindigkeit, welche sie auftreiben konnten, das Hôtel der Jahrmarkts-Marquise zu erreichen[WS 1]. Unterwegs versuchte es der Maler, den Marquis zu bewegen, daß er ihm über die zukünftige Entführung der La Bresson einigen Aufschluß geben möge.

– Du wirst es sehen, welches Stück eigentlich gespielt wird! erwiderte Theodor. Auch Du wirst mit nach Sept Fontaines fahren.

– Ja! Vorausgesetzt aber, daß Madame de Saint Foix ebenfalls von der Partie ist.

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/540&oldid=- (Version vom 1.8.2018)