Seite:Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie.pdf/499

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herrlich ist stets seine Staffage. Sie zeigt meist eine geschlossene Scene von großer Lebhaftigkeit der Erfindung und charakteristischer Wahrheit, eine Handlung, die sich auf’s Genaueste in ihrer Wirkung dem Eindrucke anschließt, den die Landschaft macht, in welcher sie vorgeht. Oft zeigen die Scenen die vortrefflichsten, humoristischen Züge. Nicolaus Berghem verstand es nicht minder, Thiere zu malen, welche er mit den menschlichen Figuren auf seinen Bildern mit großer Kunst zu gruppiren weiß. Seine Zeichnung ist correct, die Ausführung genau, die Beleuchtung, namentlich der Partien des Hintergrundes, brillant.

Der Meister, 1624 zu Haarlem geboren, starb 1683 in seiner Vaterstadt. Es ist sehr oft nach ihm in Kupfer gestochen und radirt; seine eigenen Radirungen, fast sämmtlich in festen Händen, behaupten, wie seine zahlreichen Gemälde, einen ungewöhnlichen Werth.




Gerard Dow.
Von lhm selbst gemalt.
(Schreibt.)

Auf diesem Selbstportrait hat der Meister mehr Phantasie und einen freieren Wurf der Composition entfaltet, als wir, bei allen seinen sonstigen bekannten Vorzügen, bei ihm zu finden gewohnt sind. In diesem Bilde ist das Bedachte, Gehaltene, welches bei Dow sowohl, wie bei seinen Schülern hervortritt, so wenig zu finden, daß man vielmehr die weiche Breite der italienischen Schulen in der Anordnung, neben dem zierlichen Pinsel des Holländers in der Ausführung bewundert. Dow ist uns eine neue Erscheinung in seiner ächt künstlerisch-phantastischen Umgebung. Seine Lieblingsverzierung, ein schön gewobener Vorhang, erscheint hier so frei und classisch drapirt, wie es auf den bisherigen, hier gegebenen Gemälden kaum annähernd der Fall ist. Die antike Gladiatorengruppe zeigt unwidersprechlich, wie tief der Maler auf das Wesen der Antike einzugehen das Talent besessen hat. Eine freie Composition, würden diese Gladiatoren, in Erz ausgeführt, sich den ausgezeichnetsten antiken Vorbildern der Römer, denn diesen gehören sie dem Style nach an, zur Seite stellen können. Auf den Schirm machen wir als auf ein Curiosum aufmerksam. Die Viola da Gamba war damals noch das hervorragendste Instrument des Orchesters, als die Leistungen Baltazarini’s, Viotti’s u. s. w. die Violine noch nicht zur Königin der Instrumente erhoben hatten. Ungeachtet aber damals die Geige als ein zu schwer zu behandelndes Instrument angesehen wurde, hat sich doch der auch in musikalischer Hinsicht kunstfertige Meister von seiner geliebten italienischen Geige auch auf unserm Bilde nicht zu trennen vermocht. Neben Dow’s Eigenbilde behauptet dasjenige von Adrian Ostade jedoch, was Leben und Wirkung auf den Beschauer betrifft, bei Weitem den Rang.



Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/499&oldid=- (Version vom 1.8.2018)