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Kindern Flora’s sind, welche sich aus diesen kostbaren Keimen entwickeln werden. Ja kostbar! Dritthalbtausend Gulden, wie der Haarlemer Blumist bescheinigen kann! Aber was sind diese Gulden gegen ein einziges Lächeln Eurer huldvollen Schwester . . .

– Mynheer, erwiderte Hendrik, den Hut ungeduldig rückend und den Alten mit einem blitzenden Blicke betrachtend; dieses geht mir dennoch über den Scherz hinaus. Ich fürchte wahrlich – gerade heraus – für Euren Verstand . . .

– Ach ja, seufzte Slyker, an seine Stirn fassend, Ihr habt sehr Recht! Sagt nur, ich bin wahnsinnig – aber diese Obstruction in meinem Kopfe ist aus einer der erhabensten Leidenschaften hervorgegangen . . .

– Geht, geht doch! Träfe Euch Leuwenbroek, so könnte sich eine unangenehme Scene für Euch ereignen! sagte Hendrik, welcher das Kästchen, das ihm der Rathsmann geschickt in den Arm gelegt hat, vergebens wieder zurückzugeben versuchte.

– Mag der Baron kommen! rief Slyker jetzt beinahe mit lauter Stimme. Ich weiche nicht, bevor ich ein Wort des Trostes von der schönsten Dame Amsterdams empfangen habe! Gern will ich für Elizabeth der Gefahr trotzen, von Eurem Schwager hier ermordet zu werden!

– Gijsbert Leuwenbroek, sagte Hendrik, allmälig aufgebracht werdend, wird Euch, Mynheer, nicht ermorden, sondern von seinen Dienern durchprügeln lassen. – Geht, oder ich selbst werde Euch in Abwesenheit des Hausherrn für Eure Unverschämtheit züchtigen. Wie? Soll eine geachtete, tugendhafte Dame, die Gemahlin eines angesehenen Edelmannes, durch die Narrheit eines alten Tropfes in Gefahr kommen, den tadellosen Glanz ihres Rufs einzubüßen?

Slyker war durchaus nicht aufgebracht, wie man es hätte erwarten sollen. Er zeigte eine große Niedergeschlagenheit.

– Urtheilt von meinen Empfindungen, sagte er mit tragikomischem Pathos, wenn ich Euch nochmals inständig bitte, mir nur auf zehn Minuten mit der Baronesse Leuwenbroek ein Gespräch unter vier Augen zu vermitteln. Ihr könnt Eurerseits von einem Millionair, wie ich bin, einigen Nutzen für Eure Gefälligkeit erwarten. Fordert und ich bin bereit, Euch zu dienen . . .

– Noch ein Wort, unterbrach ihn Hendrik mit Eiseskälte, und Ihr erhaltet Ohrfeigen. Die Achtung vor Eurer Stellung bewegt mich, Euch dieses zuvor anzuzeigen; Ihr hättet Eure Belohnung sonst schon empfangen.

– Und Ihr, mein Herr, sagte Slyker, sich stolz aufrichtend und die Hand an seinen Degen mit einem schön geflochtenen, goldenen Korbe legend, und Ihr hättet, wäre ich nicht in Eure Schwester verliebt und hätte ich nicht auf Euch und Eure Vermittelung meine Hoffnung gesetzt, schon das Vergnügen gehabt, nach Eurer ersten Beleidigung gegen mich niedergestoßen zu werden.

Eine Pause trat ein. Hendrik schien nicht mehr zu wissen, was er diesem Manne gegenüber sagen sollte.

– So aber, fuhr Slyker fort, bitte ich Euch nochmals. Nehmt dieses Kästchen, gebt es Eurer Schwester, klagt ihr meine Leiden; vergeßt sogar dieses Gespräch nicht, denn es beurkundet mehr, als alle Versicherungen, meine Liebe und versprecht mir, daß Ihr ein gutes Wort für mich einlegen wollt.

Hendrik sah den Alten groß an, sagte aber nichts. Bevor er sich genug gesammelt

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/464&oldid=- (Version vom 1.8.2018)