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und ihn so zum Dableiben in Amsterdam zu nöthigen, falls er dem Worte nicht gehorchen wollte . . .

Die weitere Entwickelung dieses eigenthümlichen kleinen Drama’s liegt im Dunkeln. Was weiter zwischen den beiden Parisern vorging, ist ein Geheimniß geblieben; gewiß ist nur, daß drei Tage nach dieser Nacht eine venetianische Schoonerbrigg, als sie den Anker lichtete, auf dem Schnabel desselben einen mit drei Kanonenkugeln beschwerten Leichnam aus der Tiefe heraufholte, in welchem man denjenigen des Chevaliers Cobrion erkannte. Er hatte weder seinen perfiden Anschlag auf Occa ausführen, noch seine Drohung gegen den Marquis Fontanges verwirklichen sollen.

Pieter de Hooghe malte Occa und wartete lange Zeit, daß das Bild von dem vornehmen Besteller abgeholt wurde. Er hörte und sah jedoch von dem Marquis nichts wieder. Mit vollem Recht konnte der Meister das ausgezeichnete Portrait daher nach Deutschland verkaufen.




Die Ordonnanz.
Von Gabriel Metzu.

In einer stürmisch-finstern Octobernacht des Jahres 1643 kamen zwei Reiter vor das westliche Thor der guten und festen Stadt Rottweil. Das Licht der Pechpfanne auf der vordersten Bastion flackerte hell ungeachtet des Regens und beleuchtete die Auffahrt, welche von der niedriger liegenden Straße in steiler Böschung zum wohl vertheidigten Eingange in die Stadt führte.

Die Reiter besprachen sich einige Augenblicke mit unterdrückter Stimme, indeß sie die triefenden Rosse dicht zusammenführten. Es waren zwei hochgewachsene, kriegerische Gestalten, diese beiden Männer. Sie trugen hellgraue, weite Mäntel und große Fuchsfellmützen, dazu hellfarbige Reiterstiefel, wie die schwere Cavallerie des bairischen Generals Johannes von Werth. Sie sprachen indeß französisch.

Eh bien, Sans-Regret, sagte der eine Krieger; Du bist doch Deiner Sache sicher? Du kennst doch genau den Weg zu der Gasse, wo dies verschmitzte Mädchen, ihrer Angabe nach, wohnen soll?

– Ohne Sorge, Marschall; ich bin zu lange in Rottweil gefangen gewesen, als daß ich mich in diesem Rattenneste nicht mit verbundenen Augen zurecht finden könnte.

Bon! erwiderte die klare, klingende Stimme des „Marschall“ Titulirten. Und wie heißt der unaussprechliche Name des commandirenden bairischen Oberlieutenants?

– Schachterer!

Der Marschall bemühte sich vergebens, die weichen, ihn unendlich hartdünkenden Laute dieses Namens auszusprechen.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/370&oldid=- (Version vom 1.8.2018)