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Gabriel Metzu, oder wie der Name auch geschrieben wird, Metsu, ward in Leiden 1615 geboren, lebte zu Amsterdam und starb hier im Jahre 1658. Daß er ein Schüler von Dow war, dürfte schon bekannt sein.




Die Dorfschenke.
Von A. Ostade.

Adrian von Ostade, obgleich ein Deutscher (er wurde zu Lübeck 1610 geboren), gehört dennoch, da er sich in Holland bildete und alle charakteristische Merkmale der Holländer in seinen Werken zeigt, der niederländischen Malerschule an. Er nimmt in dieser einen hervorragenden Rang ein. Franz Hals und Rembrandt waren seine Lehrer. In genauer Bekanntschaft mit dem talentreichen Brouwer lebte er zuerst in Haarlem, dann in Amsterdam. Hier starb er 1685.

Ostade malt das Landleben, das Innere von Bauerhütten und Schenken; seine Personen sind größtentheils derbe Bauern, Betrunkene, Tabaksraucher, Bettelmusiker, Bäuerinnen bei der Arbeit. Er hatte mit Teniers viele verwandte Züge; aber dieser ist origineller, humoristischer als Ostade. Teniers’ Composition hat mehr Einheit als die, welche die zuweilen ganz willkürlich zusammengestellten Personen Ostade’s verbindet. Sodann wiederholt sich Ostade nicht selten und kommt Teniers in der Zeichnung nicht gleich. Seine Ausführung aber übertrifft diejenige des Holländers.

Ostade erfand wenig; aber wo er die Komik im wirklichen Leben erfassen und in seine Gemälde übertragen konnte, da ist sie schlagend. Neben einem kleinen Gemälde, worin sich der Künstler neben seiner Frau und mit acht Kindern darstellte, welches das Pariser Museum besitzt, ist unser Bild eine seiner reizendsten Schöpfungen.

Es zeigt auf interessante Weise, wie Adrian von Ostade zu componiren pflegte. Adrian besaß einen 1612 geborenen Bruder, Isaak van Ostade. Dieser war sein Schüler und stand ihm in Zeichnung und Colorit weit nach, weswegen Adrian in der Regel der „gute Ostade“ genannt wird. Isaak machte unter der Aegide seines Bruders seine Naturstudien an den Orten, welche Adrian gewöhnlich darzustellen pflegte.

– Aber das ist ja noch immer kein Bild! klagte dann Isaak, wenn Adrian begeistert zu dem Stift griff, um die Scenen vor sich fest zu halten.

Eines Nachmittags, als die beiden Künstler zu einem Dorfe am Haarlemer Meer wallfahrteten, wurden sie von ihrem Nachbar begleitet, der Mappen und Zeichnengeräth trug. Dieser Nachbar war ein Schuster und dazu ein Franzose von Geburt. Damals war’s eben in der Zeit, daß König Ludwig XIV. von Frankreich die Niederlande mit seinen Heeren bedrohete. Der Schuster, welcher früher, sobald er Miene gemacht, als patriotischer Franzmann zu glänzen, von den Holländern regelmäßig mit Schlägen zur Ruhe gebracht war, faßte bei dieser Nachricht frischen Muth. Gleich als sei er König Ludwigs außerordentlicher Abgesandter, ging er Haus

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)