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Die Dorfschenke.
Von Cornelius Bega.

Cornelius Bega wurde 1620 in Haarlem geboren und starb daselbst an der Pest im Jahre 1664. Sein Vater war Bildhauer und nannte sich Peter Begyr. Von ihm empfing Bega vermuthlich den ersten Unterricht in der Kunst, bis er später ein Schüler von Adrian Ostade und zwar einer seiner besten wurde. Seine Stoffe sind ländliche Festlichkeiten, Wirthshausscenen, Laboratorien von Adepten und Alchymisten u. s. w. Seine Kupferstiche sind sehr geschätzt und seine Werke, jetzt meist in festen Händen, wurden sonst sehr gesucht und mit gewaltigen Summen bezahlt.

Das unstäte und unordentliche Leben dieses Künstlers muß dem Umstande zugeschrieben werden, daß er sehr früh aus dem Vaterhause weichen mußte. Daher rührt wohl auch der Name Bega, unter welchem allein er später gekannt wurde.

Das vorliegende Werk zeigt das Charakteristische des Malers in ausgezeichneter Weise. Während wir die meisterhafte Technik und Naturwahrheit bewundern, können wir nicht umhin, die niedrigen rohen Stoffe, welche er darstellte, unschön und abstoßend zu finden.




Bärenjagd.
Von Franz Snyders.

Im Herbste des Jahres 1606 sah derjenige Theil des castilischen Scheidegebirges, welcher, nördlich von Madrid gelegen, den Namen Sierra de Guadarama führt, ein Schauspiel, welches ebenso eigenthümlich als glänzend auf diesen wilden Plateaus, in diesen düstern Schluchten wohl nimmer wieder gesehen ward.

Etwa in einer Höhe von fünftausend Fuß über dem Meere hatte König Philipp der Dritte von Spanien sein prächtiges Hoflager aufgeschlagen. Der Hof-Marschall Don Jose de Ximanez hatte einen rings von Abgründen und von Wasserstürzen romantisch umgebenen, von Pinien, Cypressen und mächtigen Korkeichen umkränzten, weiten, ebenen Platz für das Lager ausgewählt. Hier erhob sich das von Goldstickereien prangende Zelt des Königs, von Alt-Castiliens schwerem Seidenbanner überweht, und an diese herrliche, luftige Wohnung schlossen sich in langen, schnurgeraden Reihen die grün und weißgestreiften Zelte des allmächtigen Günstlings und Ministers, Grafen Lerma, sammt denen der Grandezza und der Caballeros del Rey. Ferner hin waren die leichten Wohnungen der Königin und ihres von Schönheit strahlenden Gefolges. Diese Zelte waren in der ebenso reichen als bizarren maurischen Form ausgeführt, und ungeachtet Alt-Castilien sammt dem ganzen christlichen Spanien den unglücklichen Moriscos Verderben und Tod geschworen hatte, sah man doch hier den Halbmond über den Standarten blitzen, welche

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Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)