Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/186

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
TAFEL 35
ELFENBEINRELIEFS


a) Medaillon. Brustbild des Herrn J. P. de Vimeney. Harnisch, Mantel und Perücke. Umschrift: J. P. de Vimeney Samoide Boheme Rex. Bez. C. = Jean Cavalier. In vergoldetem Messingrahmen. – Die Arbeit steht den bekannten und bezeichneten Arbeiten des Meisters, der von 1690–1699 tätig war, z. T. auch dem Relief hier Tafel 35 g, sehr nah. Arved Julius, Jean Cavalier och nogra andra elfenbenssnidare, 1926, S. 141, nennt das Stück, freilich mit Fragezeichen. – VI. 1720.


b) Medaillon. Brustbild des Grafen Otto Wilhelm Königsmarck. (Bruder des Kurt Christoph). Einen Lorbeerkranz im Haar, um die Brust ein Löwenfell. Otto Wilhelm Königsmarch. – II. 290.

In Berlin (Volbach a. a. O. I. 736, Tafel 76) das Bildnismedaillon des Grafen Karl Hans Königsmarck, in jugendlichem Alter, von derselben Hand; Gegenstück zu b und d.


c) Medaillon. Brustbild des Papstes Clemens XI, Albani (1700–1721). Im reichgestickten Ornat und Tiara; schwerer Messingrahmen mit Bekrönung. – In München (Berliner a. a. O. 285, Tafel 164, das Bildnismedaillon seines Vorgängers Innozenz XII (1691–1700), das stilistisch verwandt ist. – Italien, um 1710. – II. 250.


d) Medaillon. Brustbild des Grafen Kurt Christoph Königsmarck. Vater der Gräfin Aurora K. Mit Lorbeerkranz und Löwenfell. Umschrift: Kurt Kristof Königsmarck. – II. 219.


e) Medaillon. Brustbild des Kurfürsten Friedrich August II. Im Harnisch, auf dem umgeworfenen Mantel der Stern. Perücke mit Bandschleife. Bez.: = (Johann / Christoph / Ludwig) Lücke. Rahmen von vergoldetem Messing. – II. 440. Scherer I, S. 87; Wiederholungen in Berlin (Volbach a. a. O. I 746, Tafel 76) und Braunschweig (Scherer a. a. O. 345, Tafel 49). Um 1755.


f) Medaillon. Brustbild des Herzogs Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen. Im Küraß mit dem Band und Orden des Goldnen Vlieses, Perücke mit Band und langem Schweif. – Umschrift: IOS. FRID. D. SAX. HILP. &c. A.V.E.C.R.M.CONS. I. AG. M. AC. UN. L. P. TR. S. R. I. SUPR. TORM. P.


g) Medaillon. Brustbild des Melchior von Polignac. In geistlicher Tracht, kurze lockige Perücke. Umschrift: Melchior de Polignac. Bo. Port. Chr. R. A. D. R. Pol. Ly. 1693. – Bez. I. C. – Polignac war der bekannte französische Gesandte am Hofe König Johann Sobieskis von Polen, der dann bei der Wahl Friedrich Augusts von Sachsen 1694 eine große Rolle spielte. – Von Jean Cavalier. (Arved Julius a. a. O. S. 140.)


h) Der frierende Bettler. Zusammengekrümmt, steckt er die Rechte in die Brust, die Linke ruht in einer Schlinge. Brauner Holzrahmen. – Bez. H = Peter Hencke.

Eine Wiederholung, gleichfalls bez., in Braunschweig (Scherer a. a. O. 324, Tafel 51). Nach einer Radierung von Pieter Quast aus einer Folge von Bettlern, Lahmen, Trinkern. Peter Hencke, gest. 1777 in Mainz, hat viel für den Herzog August Wilhelm von Braunschweig gearbeitet.

Auf der Rückseite:

In amplificatione sacrae ad. S. Ægydium aedis Kroysenbrunn primum fundam. lapidem posuit ac mnemosinon. hoc propria tornavit manu quem in aversa vides Sereniss. Princeps abb. tune, moellic. Rdmo D. Thoma Tauer O. S. B. paroch. autem P. greg. Goezfried. ib. p. a. s. MDCCLI. prid. non. jun. – Hoher gewellter Rand.

Danach hat der Fürst (geb. 1702, Landesregent 1780–87, gest. 1787) das Relief im Jahre 1751 zur Grundsteinlegung der St. Egidienkirche zu Kroysenbrunn (N. O.) durch den Pfarrer Thomas Pauer O. S. B. selbst hergestellt. Der Herzog war österreichischer Generalfeldmarschall (Joseph Maria Wilhelm, Sohn des Herzogs Ernst), gen. Hollandinus. – II. 218, angekauft 1876.