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hohen Herrn, im Jahre 1599 dem Kaiser Rudolf II. in Prag eine Drehstube einzurichten den Auftrag erhielt. Neben Adrian de Vries, Egidius Sadeler, Bart. Spranger, den Miseroni, Kaspar Lehmann, Paulus von Vianen scheint er hier der einzige Vertreter seines Handwerks gewesen zu sein. Sein Sohn Hans Weckher wird noch 1615 als Kammerdrechsler am Hofe des Kaisers Matthias genannt.

Der Meister G. F., dessen Initialen, samt einem zierlich gravierten Reiher mit einem Fisch im Schnabel und einem Adler, mehrfach auf Pokalen und Bechern von ähnlicher Qualität vorkommen (Tafel 4 b, II. 297), könnte für einen Schüler Weckhardts gehalten werden. Als sein Nachfolger tritt Jakob Zeller seit dem Ende des Jahrhunderts mehr und mehr hervor. Sein Ruhm knüpft vor allem an das noch heute als solches anerkannte Meisterwerk an, das er 1620 dem jungen Kurfürsten Johann Georg I. widmete: an die große Fregatte mit dem Neptun, den glänzendsten Tafelaufsatz der Renaissance, den die Kunst der Elfenbeinschnitzerei hervorgebracht hat. Gebürtig aus Deutz am Rhein, konnte er gewiß schon im Jahre 1611, als er die Kontrafektkugel mit dem Krieger und dem Löwen für Christian II. schuf (II. 296, Tafel 8 c) als Hofdrechsler auf eine Reihe von Dienstjahren zurückblicken. Sein künstlerischer Stil, den wir über ein Jahrzehnt an datierten Werken verfolgen können, entwickelt sich vom trocknen Naturalismus, der die Zufälligkeiten der anatomischen Erscheinung gewissenhaft beobachtet, zu dem Schwunge der monumentalen Freiheit, die aus dem Beherrscher der Meere eine imponierende Erscheinung von einer durchaus an das beste Barock gemahnenden Vielfalt der Achsenverschiebung und Frontveränderung macht. Wie spielt die Lust am Grotesken und Skurrilen in den mannweiblichen Hermen am Piedestal des Georgpokals, wo der Satir, aufs derbste gekennzeichnet, unter der Last seiner Früchte fast zusammenbricht (Tafel 6 a). Die Gruppe des Drachentöters auf dem Deckel über dem durchbrochenen Tierfries, ist ebenso ungewöhnlich wie die Komposition der großen Fregatte auf Neptuns Rücken zugleich als Trägerin der wettinischen Ahnenreihe. Von ungemeiner Überlegung zeugt der Parallelismus des Vorwärtsstrebens in dem erregten Gliederspiel der Hippokampen und in den windgeschwellten Segeln, auf denen das Doppelwappen von der fürstlichen Ehegemeinschaft der Besitzer kündet.

In der „Beschreibung des Grünen-Gewölbes in Dreßden“ aus dem Jahre 1739, Frankfurt und Leipzig, der ersten gedruckten nach der Neuordnung, wenn man von Iccanders Hymnus auf das Königliche Dresden in der 2. und 3. Auflage