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Große Flasche aus vergoldetem Silber, mit dem flachen Körper einer Kugelzone auf rechteckigem geschweift sich verjüngenden Sockel, mit langem zylindrischen Hals und gewölbtem Deckel und einem an den Körper angeschlossenen und den Hals samt Deckel einfassenden Henkel. Das Stück ist reich mit Treibarbeit verziert. Auf der einen Scheibe in einem getriebenen runden Rahmen mit einem Fries von Delphinen und Akanthuspalmetten, die Beschießung und Ersteigung einer Festung. Im Vordergrund fünf Feldherren in antiker Kriegertracht. Auf der anderen Scheibe ein nach rechts reitender Bauer mit einem gefangenen Krieger in antiker Tracht vor einer belagerten Festung. Über jeder Scheibe je ein aufgesetzter Schild mit dem kursächsischen Wappen. Der schmale Reifen des Körpers ist mit einem Kranz von aufsteigenden Akanthusblättern getrieben. Der Hals ist mit aufsteigenden Ornamentmotiven der Renaissance zwischen schmalen Akanthusblättern geschmückt. Auf dem Sockel des Halses sitzt über jeder Schmalseite ein gegossener Kindengel. Darunter sitzen auf dem Ring des Körpers zwei Schildkröten, aus deren Köpfen in vierfacher Schweifung der Henkel in Form von aneinander gebundenen Delphinen emporsteigt. Der Sockel hat getriebenes Ornament mit einem Groteskmotiv und an den Kanten vier Löwenklauen mit Akanthusranken. Im getriebenen mit Scharnier befestigten Deckel obenauf ein Medaillon mit Kopf. Ohne Marken. Mitte des 16. Jahrhunderts. (H. m. Henkel 81, D. 40 – IV. 253.) – Zu der eigenartigen Form der Flasche ist mir nur ein Gegenstück bekannt. Es ist eine mit je einem Frauenkopf in Profil auf den Scheiben getriebene henkellose silberne Flasche in Wien, die dort 1859 als angeblich in Kroatien gefunden, erworben und bei den Antiken eingeordnet wurde. Das primitivere Stück ist an dem zylinderischen Hals gleichfalls mit schmalen Akanthusblättern getrieben. Beide Flaschen sind sicher im Anschluß an einen in derselben Gegend entwickelten Formtypus entstanden, das Wiener Stück wohl nur wenig früher.