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Entwürfe des Meisters von 1551 (Matthias Zündt) und des Malers und Radierers Georg Wechter (1579) bis zu den seit 1580 aufkommenden Punzenstichen eines Bernhardt Zan, Jonas Silber und Paul Vlindt an den ausgeführten Werken deren Einfluß wohl erkennen. Die Silberschmiede können sich nicht genug tun in der Verzierung ihrer Arbeiten; in dem Übereifer, ihre vielseitige Kunstfertigkeit zu zeigen, scheinen sie von einem Horror vacui getrieben zu werden. Die Nürnberger und Augsburger Meister gingen in dieser Bewegung voran; wie im Fluge verbreiteten sich ihre Formen und Motive der Verzierung in ganz Deutschland. Die an verschiedenen Orten entstandenen Pokale gleichen einander manchmal so sehr, als wenn sie aus derselben Werkstatt hervorgegangen wären. Fast alle Erinnerungen an gotische Formen und Verzierung sind geschwunden.

Charakteristisch ist an diesem aus Renaissancegliedern zusammengefügten Aufbau der Pokale der zunächst breiter gewordene Gefäßkörper. Hatte dieser früher mit dem Deckel etwa birnenförmige Gestalt, so erhält jetzt das rundlichere Gefäß eine scharfe Einschnürung mit einem breiteren oberen Teil von stärkerer Ausladung und einem schmaleren unteren Teil; der Deckel wiederholt oft Motive des Körpers, wird aber flacher und erhält meist eine Vase, später eine Figur als Krönung. Der Schaft ist mehrgliedrig und von dem Fuß wahrnehmbar abgetrennt, eine eiförmige Vase oder ein Baluster vertritt die Stelle des Knaufes, worauf mit einem Zwischenstück der Körper aufsitzt. Der früher hier herabfallende Blätterkelch ist verschwunden, ebenso auch das krause Laubwerk. Die in der Frühzeit noch beliebten Buckelreihen des Körpers, die jetzt aber in getrennten Zonen meist radial angeordnet sind, wofür der Lüneburger Pokal von 1538 in Berlin als Beispiel genannt sei, werden seit der Mitte des Jahrhunderts aufgegeben oder auf nur wenige Ausladungen des breiten oberen Gefäßwulstes eingeschränkt, und, was früher vermieden war, jetzt sind ebenso diese Buckel mit getriebenem Ornament überdeckt.

Die beiden hohen Deckelpokale auf Tafel 10, ziemlich genau übereinstimmende Werke eines Augsburger Meisters, sind prächtige Zeugnisse einer solchen schon in der Mitte des Jahrhunderts einsetzenden überreichen Gliederung, wie auch des auf die Spitze getriebenen Verzierungsdranges. Beide unterscheiden sich auf der Abbildung durch ihre Deckel, der Unterschied besteht aber nur scheinbar, der flachere Deckel hat eine Nürnberger Beschau- und Meistermarke, was beweist, daß er nicht zugehörig ist. Vielleicht gehört aber