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mit Diamanten gefaßten Büchsen; ferner die beiden unten auf jeder Breitseite aufgestellten aus Karneol geschnittenen Vasen mit einem Strauß emaillierter und geschnittener Blumen aus Steinen. Mit solchen mehr oder weniger genauen Naturformen knüpft Dinglinger an eine schon zur Renaissancezeit verbreitete Vorliebe deutscher Goldschmiede an, die dabei sogar die Naturformen von Gewächsen und Tieren als Gußmodelle benutzten. Dinglinger sucht hier mehr in den durch Email wiedergegebenen Farben der Natur nahe zu kommen. Am umfangreichsten hat er sich auf diesem Wege betätigt in dem gleichzeitig mit dem Kaffeezeug abgelieferten Blumenkorb, der außer einem Armband noch inmitten der Blumen ein kostbares, wohl als warnendes Symbol gedachtes Juwel enthielt, einen mit Smaragden und Brillanten ausgefaßten Basilisken. Auch für diese Spezialität der Juwelier- und Emailliertechnik bieten die anderen größeren Werke Dinglingers noch mannigfache Beispiele dar.

Unter den Tabatièren des 18. Jahrhunderts bilden eine besondere Gruppe die innen und außen ganz mit weißem Emailgrund überzogenen aus Gold oder Kupfer angefertigten Stücke, (auf denen das Email am festesten aufsaß), die nach Bedarf daneben auch noch mit Edelsteinen besetzt wurden. Auch mit solchen Arbeiten geht Dinglinger der Entwicklung voran. Bei dem Kaffeezeug bieten dafür die ersten Beispiele dieser seiner Kunstweise die sechs goldenen auf kleinen Sockeln aufgestellten Tassen samt den zugehörigen Untertassen. Bei allen sechs ist unten der Rand mit Diamanten ausgefaßt. Zwei dieser Tassen sind außerdem noch mit ebenso emaillierten Deckeln und mit doppelten Henkeln versehen. Deckelknopf und Henkel sind wieder mit Diamanten ausgefaßt. In gleicher Technik sind auch die „vier ganz kleine Bechergen von Gold und geschmelzet“ hergestellt, die er in der Rechnung mit aufführt, die unter dem obersten Aufsatz stehen. Die sechs Tassen sind technisch ganz gleichartig behandelt, doch verschieden in ihrer Verzierungsweise. Die beiden Henkeltassen sind außen auf weißem Emailgrund in Blau, Rot und Gelb, innen in Blau und Rot auf gelbem Grund mit chinesischen Figuren in einzelnen Feldern bemalt, in die der Tassenmantel unter Festons und über Bandwerk durch seltsame Karyatiden mit Ibisköpfen als Blumentopfträgern eingeteilt ist. Mit dieser eigenartigen figuralen Bemalung gibt Dinglinger einer weitverbreiteten Vorliebe der Zeit für exotische Völkerschaften, ihr Aussehen, ihre Tracht, ihre Bauten und Kunstwerke und ihre Sitten und Gewohnheiten,