Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/133

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die beiden anderen als Gegenstücke entstandenen Kameenpokale auf Tafel 57 lassen bei gedrungenerer Form die gleiche Zeit der Entstehung erkennen. Die unten abgerundete Becherform des Gefäßes sitzt auf einem Schaft, der nur aus einem Knauf zwischen zwei Hohlkehlen besteht und der von einem stärker ansteigenden Fuß getragen wird. Ebenso wie der Fuß ist auch der Deckel höher gewölbt, er trägt über einem Knauf eine nur als dessen Spitze wirkende Büste je einer aus Onyx geschnittenen Negerin. Die Gefäßform ist senkrecht in acht Flächen gegliedert, ebenso Fuß, Knauf und Deckel. Die schwache Profilierung ihrer Kanten wird so durchgehends vom Fuß bis zur Spitze fortgesetzt. Die aus dem Quadrat mit abgefasten geschweiften Ecken gebildete achtkantige Form kommt wie am Fuß an der größten Weite des Gefäßes, an seinem Mundrand, entsprechend stärker zur Erscheinung. Die ganze gedrungene Form der Pokale würde unverziert den Aufbau vorteilhafter zur Geltung kommen lassen. Sie ist aber allenthalben übersäet mit großen und kleinen Kameen und jede davon unbedeckte Fläche ist mit ziseliertem Ornament in der Art Jean Bérains d. ä. angefüllt. Das Ornament ist flach aus dem Grund herausgearbeitet. Es hat anderen Charakter als das des Athenapokals, so scheinen beide Pokale nicht in der gleichen Werkstatt wie jener entstanden zu sein. Die zur Verzierung aufgesetzten Kameen sind auch nicht Sammelstücke des sächsischen Hofes, denn die beiden Pokale sind von einem Dresdner Händler gekauft, der sie sicher auswärts erworben hatte, vermutlich in Augsburg. Ob ähnliche Stücke in Wien eine Marke haben und aus der gleichen Werkstatt stammen, ist noch nicht festgestellt. Das Unternehmen des Silberschmieds, eine Sammlung älterer Kameen (der Pokal links mit dem antiken Jupiterkopf enthält deren 168 Stück, der Pokal rechts 176) zur Ausstattung eines Ziergefäßes zu verwenden, ist ja allerdings keineswegs neu gewesen, es hat eine bis hoch in das Mittelalter reichende Ahnenreihe, neu ist nur deren Verwendung in diesem Umfang. Es kam jedenfalls aber dem Zeitgeschmack entgegen. Doch sind solche Stücke eher für die Aufstellung in einer Kunstkammer berechnet, als daß man sie zur Ausstattung der Tafel oder eines Tresors und zu praktischem Gebrauch bestimmt hätte.

Ebenso wie bei diesen drei Pokalen die Absicht, andere Werke daran zur Schau zu stellen, zur Wiederaufnahme eines der Haupttypen von Ziergefäßen der Renaissance geführt hatte, so geschah es auch bei dem Straußeneipokal auf Tafel 19, den Kurfürst Friedrich August II., als König von Polen August III.,