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Dreifaltigkeit der Sinn der Taufe nicht unmittelbar zum Ausdruck, eine Darstellung des Gekreuzigten wäre hier bezeichnender dafür gewesen. Der Verfasser des Programms für die bildlichen Szenen der Taufschüssel entschloß sich aber doch, die Dreieinigkeit in das Mittelfeld zu bringen und Christi Kreuzestod ganz fortzulassen. Das geschah zunächst wohl im Anschluß an den Taufbefehl bei Matth. 28, 19. Auf dieses Wort Christi bezieht sich auch Luther in dem kleinen Katechismus bei der ersten Frage, was ist die Taufe?: „Die Taufe ist nicht allein schlecht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden, da unser Herr Christus spricht: taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“ (Matthäi am letzten, 28, 19). Bekanntlich wird gerade diese Stelle bei Matthäus nicht mehr als eine ursprüngliche angesehen (vgl. Ztschr. für neutest. Wiss. 1901. S. 275 ff.), man erblickte aber darin eine Anordnung des auferstandenen Erlösers. Tatsächlich ist die lutherische Auffassung über die Taufe seit der Reformation auf dem Evangelium des Paulus aufgebaut, das in seinen Briefen ausgesprochen ist (Gal. 3, 27), wonach in der Taufe die wunderbare Gnadengabe der mystischen Vereinigung mit Christus enthalten ist und der Segen der Auferstehung. (Rom. 6, 2–6). „Oder wisset ihr nicht, daß so viele wir auf Christum Jesum getauft sind, wir auf seinen Tod getauft sind? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzet werden zu gleichem Tode, so werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein, dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuziget ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht dienen.“ (Vgl. Holtzmann, Handcommentar z. N. T. 2. Aufl. Frbg. 1892. S. 128 ff.) (Vgl. J. Weiß, Die Schriften des N.T. II. Bd. Göttingen 1907. Absch. 21. 35). Danach wurde auch in der alten Kirche die allein auf den Namen Christi vollzogene Taufe schon als gültig erachtet und einzelne Kirchenväter haben dies auch erhärtet, durch den Hinweis darauf, daß wer den Christus allein genannt habe, damit auch zugleich die Dreieinigkeit bezeichnet habe. Schon frühzeitig wurde aber die Taufformel dreiteilig in bezug auf Vater, Sohn und Geist angewendet, und die kirchliche Sitte hielt diese trinitarische Form fest (vgl. Rietschel, S. 49.) Das mag also Grund und Anlaß dafür gewesen sein, daß das Mittelfeld des Taufbeckens anstatt mit einer Darstellung des Gekreuzigten mit der Dreifaltigkeit