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Richtig merkte er, daß sich die Geldstücke anpappten, und als seine Schuhe voll waren, ging er hinaus und pflöckelte sie herunter und hob sie an einem sicheren Orte auf, wo er sie später holen wollte. So ging das Ding fort und auf einmal waren die Goldstücke hin, ohne daß die Aufpasser gesehen hätten, daß sich jemand gebückt hätte darum. Der König und seine Räte waren sprachlos vor Staunen. Nun hielt man wieder einen Schwaz, wie man den Spitzbuben fangen könnte. Es wurde beschlossen, daß alle Anwesende im Saale übernachten müssen. Heimlich und ohne, daß die Leute etwas davon merkten, mußte das schönste Mädchen im Saale bleiben. Ist der Spitzbube dabei, sagte ein gescheiter Mann, so hat er es bald heraus und das Mädchen muß schwarze Hände kriegen, damit sie den Spitzbuben zeichnen kann, wenn er zu ihr will. Dieser Rat wurde ausgeführt und richtig hatte Hans bald herausgespürt, daß ein Mädchen im Saal sei. Er wollte einmal sehen, wer das Mädchen sei, und als er sich bückte, um genau hinzusehen, war es ihm, als streiche sie leise über sein Gesicht. Hans ging zu einem im Saale hängenden Spiegel, auf welchen das Mondlicht fiel, und sah richtig, daß er schwarz im Gesichte war. Wart, dachte Hans, so leicht fängt man mich nicht; mit List fängt man Vögel, mit Speck Mäuse, aber beim Hans müßt ihr heller sein. Hans wischte von der Schwärze herunter und strich einige andere, welche gut schliefen, damit an und dann putzte er sich ab und legte sich wieder nieder. In der Frühe gabs einen Mordsspektakel. Man glaubte, man hätte den Spitzbub und nun war es wieder nichts. Der König sprach nun: „Wenn der Schlingel da ist, so melde er sich freiwillig, es soll ihm gar nichts geschehen, so wahr ich der König bin.“ Dem Hans druschen doch die Hasen, doch meldete er sich. „Du bist ein geriebener und abgewichster Schlingel“, sprach der König; „wie ich es versprochen habe, so soll es sein. Ich will dich nicht strafen, nein, ich nehme dich in meinen Dienst, denn einen solchen durchtriebenen Kerl kann ich brauchen.“ Hans kam zum König und wurde ein großer Herr und Spitzbuben hatte der König bald keine mehr in seinem Lande. Hans fing sie alle zusammen. Für seine Eltern, Geschwister und den Lurz sorgte Hans, daß es ihnen nicht schlecht ging.

Seit der Zeit aber, wo diese Geschichte passiert ist, sagt man in der Rhön: Wer Spitzbuben fangen will, muß selbst einer gewesen sein.


Herkunft wie Ziff. 9. (Ziff. 22, 23, 24 in der urschriftlichen Form.)


25. Der Schneider und der Jude.
(Mittelfranken: Rothenburg o. Tbr.)

Da[1] war amal a Schneider und der hat si an Stoff kafn wolln. Etz is er zu an Judn ganga und hat sei Geld untern Hut nunter tu. Etz wo er dann drin war, hat er sein Hut gschittelt und sei Geld runter tu. Etz hat der Jud gemeint, des wär a Zauberhut und hatn 100000 Mark geem. Etz is der Jud her und hat was kafn wolln. Dann hat er sein


  1. Dunkles a, dem o ähnlich.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)