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glei der Wolf rei un hats mit Haut un Haar verschlunge. Un di andre haba sich versteckelt: eins is ins Bett rei, s andere in offene Schrank, s dritte is ins Ofeloch, s vierte untern Kommod, s fünfte in n Tischkastn, s sechste, das war klein, des is neis Uhrkästle gekrochen. Un der Wolf is widder fortgetrappt. Un e Weil drauf is di Mutter komme. Di hat glei gemerkt, daß was los is, weil di Tür auf war un die Geißli nit zu sehn warn. Un da hat se geweint un hat gsagt: „Kinderli, wo seid er denn? euer Mutter is da un bringt euch grüns Gras un gelbs Gras un en dickn, dickn Milchsack.“ Un erscht habn sich die Geißli nit raus gedraut; aber endlich sin se nachenander komme: eins ausm Bett raus, s andere ausm Schrank, s dritte ausm Ofeloch, s vierte unterm Kommod vor, s fünfte ausm Tischkasten, s sechste ausm Uhrkästle. Un nacher habn ses der Mutter erzehlt un habn alle recht geweint. Da is grad der Jäger am Haus vorbei un hats ghört un hat gfragt: „Was habt ihr denn, Frau Geiß?“ Un da hat se ne ihr Leid geklagt. Un da is er in Wald gange; da hat er en Wolf scho von weitem schnarchen hörn. Da is er bei un hat sei groß Messer genomme un hat em den Bauch aufgschnittn. Da is es Geißle gsund un munter rausghüpft. Un danach is di Geiß heim un hat Nadel un Faden gholt un da habn se den Bauch widder zugflickt un Kieselstein un Strohwisch neigsteckt. Danach sin se widder fort.

Nach ere Weil is der Wolf aufgewacht un hat Duerst ghabt un wollt zum Brunne geh. Un beim Gehn sin di Stein aneinander gschlagn. Da hat er gsagt: „Was rumpelt un bumpelt in meinem Bauch, hab i doch e jungs Geißle verschluckt un jetz is mersch, als ob i lauter Kieselstein un Strohwisch drin hett.“ Un da hat er si gebückt un wollt drink un er hats Gleichgewicht verlorn, weil di Stein nach vorn gekugelt sin, un is in Brunne gfalln un ertrunken.

Un der Jäger un di alte Geiß un di siebn junge Geißli habn von fern zugsehn un habe nacher am Brunne rumgetanzt.

Un wen se no net gstorbn sin, so lebn se heut no.


Aufgeschrieben durch Herrn F. Beyschlag aus Schweinfurt, (damals) stud. philol., nun Gymn.-Rektor in Kusel, Pf.; dem Verein übergeben am 23. 9. 1896. (Urschrift.)


14. Hühnchen und Hähnchen.
a) Dem Hähnchen droht der Tod durch einen verschluckten Kirschenkern.
(Unterfranken: Schweinfurt.)

Vom Hühnle un vom Gökerle. Emal is es Hühnle un es Gökerle in em goldne Kütschle über Land gefahrn un da sin se an en Kirschbaum komme, da warn reife Kirscheli dran. Un da is es Gökerle un es Hühnle naufgstiegn un habn si an di Kirscheli gütli getan. Un es Gökerle hat ze hasti gfressn un wollt erstick. Da is es Hühnle schnell runtergstiegn un voller Angst zum Brünnle gelaufn un hat gsagt: „Brünnle, mir e Wasserle geb, Wasserle ich mein Gökerle geb; s Gökerle sitzt drobn

Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)